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Texte von ChatGPT lektorieren und redigieren

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Kannst du mittlerweile auch jeden Text erkennen, den ChatGPT geschrieben hat? Jedenfalls, wenn er per Copy & Paste aus der KI übernommen wurde. Ich denke, das können mittlerweile alle halbwegs erfahrenen Leser:innen. Für uns Autor:innen heißt das, dass wir die Texte von ChatGPT unbedingt umschreiben müssen.

(Foto: Eric)

Wieso schreibt ChatGPT so, wie es schreibt?

Nur zur Sicherheit: ChatGPT ist ein Sprachmodell, dass mit verdammt vielen Daten aus dem Internet trainiert wurde. Da steckt also die Wikipedia drin, die Webseiten der Regierungen und Ministerien, die wenigen nicht mit einer Paywall gesperrten Seiten der Nachrichtenmagazine und unfassbar viel SEO- und Social Media-Texte.

Obacht also: Seit 20 Jahren schreiben schlecht bezahlte Texter:innen Produktbeschreibungen und Pseudo-Ratgeber, um die Suchmaschine mit Keywords zu füllen. Von denen hat die KI gelernt.

Meine aktuelle Schätzung: 75 % der Trainingsdaten sind SEO-Texte, Social Media alte, tote Webseiten.

Was das bedeutet, kannst du dir selbst ausrechnen. Und wenn sich die Texte professionell lesen, liegt das daran, dass sie sich „gewohnt“ lesen. Und dass uns wir in den vergangenen 20 Jahren an den Unsinn gewöhnt haben, den die SEOs und Social Media Texter:innen so schreiben.

Wenn wir das wissen, haben wir allerdings auch die Möglichkeit, diese Texte von ChatGPT auf ein besseres Niveau zu heben. Erstens sollen sie nicht mehr nach KI aussehen. Und zweitens dürfen sie angenehmer lesbar werden.

Welche Fehler macht ChatGPT?

Woran erkennst du denn den Stil der KI? Ist der nicht immer so ein bisschen geschwollen und generisch? Einerseits sehr allgemein und irgendwie unklar – dann wieder völlig übertrieben. Oder? Ist dir beim Lesen von längeren ChatGPT-Texten nicht auch schon die Aufmerksamkeit weg gekippt? Du musstest bei Absatz zwei erneut schauen, was in Absatz darüber steht?

Das liegt meiner Meinung nach an einer sturen Struktur, einheitlich zu langen Sätzen, übertriebenen Adjektiven und dem Fehlen jeglichem Rhythmusgefühl.

Alles typische Fehler, die wir auch machen. Nur nicht in dieser Häufung. Hier ein Beispiel, mit dem wir gut arbeiten können:

Was muss an Texten von ChatGPT geändert werden?

Auch, wenn die KI eine echte Hilfe beim Schreiben ist, sollte uns allen mittlerweile klar sein, dass die Ergebnisse nicht einfach per Copy & Paste verwendet werden können. Zunächst einmal müssen die Fakten überprüft und die Quellen gecheckt werden. Jedenfalls dann, wenn es auf Fakten ankommt.

Außerdem gibt es typische Stilblüten, die ChatGPT erstrahlen lässt (das könnte eine solche sein): übertriebene Formulierungen, holzschnittartige Bilder und zuckerlangweiliger Stil.

Glücklicherweise sind diese Stilfehler so typtisch, dass wir schnell finden können.

Unnötige Informationen (im Einstieg)

Meist wiederholt ChatGPT im Einstieg den Auftrag, der gestellt wurde. Das ist eine einigermaßen gute Möglichkeit, die von vielen Texter:innen verwendet wird. Das soll die „die Leser:innen abholen“. Manchmal macht die KI aber – wie in dem Fall oben mit dem Frühstück – eine unnötige Schlaufe. Das sind dann meist allgemeine Aussagen, die einfach nur geschwollen klingen:

Mein Tipp: Streiche den ganzen Unsinn (auch die Wiederholung des Auftrags) und starte mit einer knappen Aussage des Textes. („Das schmeckt nicht nur, das Müsli ist dein Kickstarter in den Tag. …“).

Schlechte Metaphern„“Müsli ist eine Schatztruhe voller Nährstoffe”? Da springt mein Miese-Metaphern-Messgerät sofort auf rot. Ich will mir gar nicht vorstellen, wo ChatGPT das gelesen hat. Aber da die KI nicht wirklich denken kann, ist sie bei Vergleichen und Metaphern ziemlich schräg.

Mein Tipp: Alle Metaphern, die dir nicht selbst einfallen, streichst du.

Übertriebener Ausdruck durch Adjektivitis

Nimm dir einen Stift und unterstreiche alle Adjektive in einem Text von ChatGPT. Das wird sehr, sehr farbig. Es gibt viele große Autor:innen wie Mark Twain, die am liebsten alle Adjektive streichen würden – das empfinde ich auch als übertrieben. Das gute Maß liegt irgendwo in der Mitte.

Vielleicht schauen wir uns schnell an, welche Funktionen Adjektive (Adverbien übrigens auch) haben können:

  1. Ein Substantiv ergänzen wie in „ungesättigte Fette“.
  2. Eine eigene Sicht einbringen wie in „energiegeladenen Start“.
  3. Einem Substantiv widersprechen wie in „ein neugieriges Reh“ oder ein „langsamer Sportwagen“.

Den dritten Fall habe ich in dem Text nicht gefunden, deshalb ein eigenes Beispiel.

Mein Tipp: Alle Adjektive, die nicht diese Funktionen haben, legst du auf die Wortwaage und prüfst, wie übertrieben sie daher kommen. Manchmal sind sie für den Rhythmus hilfreich, dann lass sie drin. So würde in dem Fall oben aus „eine ausgezeichnete Quelle“ vielleicht „eine gute Quelle“ und das „wesentlichen“ im ersten Absatz verschwindet.

Abschwächen durch Generalisierung und Füllwörter

Ich habe in den zwei kurzen Absätzen dafür keine Fälle gefunden. Du kennst aber sicher die vorsichtige Art von ChatGPT klare Aussagen zu vermeiden. Das ist auch sinnvoll für die KI – da ihr insbesondere negative Aussagen vorgeworfen werden können.

Mein Tipp: Immer, wenn du die Wörter „kann“, „ziemlich“, „meist„, „vielleicht“ und ihre Freunde triffst, prüfe sie genau.

Too much Information

An manchen Stellen ist ChatGPT ein echter Klugscheißer. Versuche doch den zweiten Absatz nochmals zu lesen und wirklich zu verstehen. Das ist wirklich schwer – too much Information. Da die KI viel schneller denken kann als wir, stopft sie häufig entschieden zu viele (manchmal auch unnötige) Informationen in die Absätze. Vielleicht hat sie das von den SEO-Texten gelernt, in denen möglichst viele Keywords platziert werden sollten.

Mein Tipp: Wenn du viele Informationen hast, dann mach eine Aufzählung. Oder reserviere für jeden Gedanken einen eigenen Absatz – also verlangsame das Informations-Tempo. Natürlich nicht, zulasten der Story. In dem Beispiel oben, wären zwei Absätze hilfreich gewesen, denen denen jeweils erwähnt wäre, wofür die Mineralstoffe und wofür die Vitamine gut sind. Oder woher wir sie sonst bekommen.

Starre Satzlängen

Der zweite Absatz besteht aus vier langen, komplexen Sätzen. Das ist (wie oben beschrieben) nicht nur inhaltlich zu viel – sondern auch stilistisch zu kompliziert. Der KI fehlt jegliches Gefühl für Text-Rhythmus. Dieser besteht daraus, lange und kurze Sätze miteinander zu variieren, wie in einem gemeinsamen Tanz mit den Leser:innen. Und zwar nach dem Muster: Die Kernaussage kommt in kurze, einfache Hauptsätze. Die Erklärungen dazu kannst du in längere Sätze packen, die durch Nebensätze auch mal komplizierter sein dürfen.

Mein Tipp: Suche in jedem Absatz nach der Kernaussage und formuliere diese in einen kurzen Satz. Häufig steht der dann am Anfang des Absatzes – muss aber nicht. Und wechsle die Satzlängen. Beim Redigieren von ChatGPT hilft manchmal schon, manchmal ein Komma durch einen Punkt zu ersetzen.

Textaufbau

Was die KI meist relativ gut macht: Einstieg, Mittelteil, Fazit. Aber es lohnt sich, das nochmals zu überprüfen.

Und was ist mit SEO?

Gar nichts. Wer glaubt denn heute, wo wir alle gesehen haben, was eine KI kann, an eine Wortzählerei bei Google? Denkst du wirklich, dass die Suchmaschine deinen Text besser platziert, weil du ein Keyword häufiger reinschreibst?

Vorschlag für einen Workflow im Umgang mit ChatGPT

Und nun? Wie kannst du all das in jedem Text redigieren und umschreiben? Das ist eigentlich gar nicht so doll aufwendig. Aber erst, wenn dir das Finden dieser Punkte zur Gewohnheit geworden ist. Deshalb schlage ich dir folgenden Ablauf vor:

  1. Gutes Prompting der KI (vielleicht schlägst du ihr auch mal vor, die Satzlängen zu variieren oder weniger Adjektive zu verwenden).
  2. Refining des Ergebnis, indem du zu den Mängeln ein Feedback gibst und den Text noch einmal schreiben lässt.
  3. Das laute Lesen des Textes hilft dir, das Sinnverständnis und die Satzlängen zu beurteilen. Und hier beginnst du mit dem Redigieren.
  4. Fokussierung auf das Wichtigste und das in eher kurze Sätze packen.
  5. So viel Wörter wie möglich zu streichen und die Adjektive zu entschärfen, verbessert den Text immer. Auch deinen eigenen.
  6. Lies den Text noch einmal und mache dich dann an den Einstieg und das Fazit.

Das klingt nach viel Arbeit – und das ist es anfangs auch. Doch es wird leichter. Außerdem schulst du damit auch deine eigene Schreibe. Und nur das ist es, was uns noch über die KI erhebt.

Und noch eine Prognose – die mit dem Text hier nichts zu tun hat. Ich habe mir die Frage gestellt, womit ChatGPT dann ab morgen trainiert wird, wenn die Texter vor allem auf die KI setzen. Das sieht dann vielleicht so aus:

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