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Die 7 journalistischen „W-Fragen“

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Was soll ein ordentlicher Beitrag im Internet tun? Das ist einfach: Er soll Fragen beantworten! Ein guter Startpunkt dafür sind die „7 journalistischen W-Fragen“, schon Volontär:innen in den ersten Wochen lernen müssen. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Wer wie was warum...
Wer, wie, was, warum… Foto: Eric

Die 7 journalistischen W-Fragen

Bevor du weiter liest, nimm dir ein Blatt Papier und schreibe alle W-Fragen auf, die dir einfallen. Los, mach! Hand aufs Herz: Dir fallen nur sechs W-Fragen ein. Richtig? Hier kommen alle sieben:

  • wer (hat etwas getan)
  • was (hat er denn getan)
  • wo (hat er es getan)
  • wann (hat er es getan)
  • wie (hat er es getan)
  • warum (hat er es getan)
  • woher (ist die Information)

Der Zauber eines guten, journalistischen Textes liegt in der Frage nach dem „woher kommt die Information„. Gerade in Zeiten von Fake News kannst du damit für Vertrauen bei deinen Leser:innen sorgen. Und, klar: Während wir an jeder Ecke im Web teils totalen Müll lesen – und nicht nur in den dunklen Ecken – tut es gut, die Quellen zu kennen. Wenn Leser:innen nicht wissen, woher die Daten bzw. Informationen kommen, werden sie auch alle anderen Informationen anzweifeln.

Und das ist nicht erst seit Donald Trump so. Ich hatte schon vor vielen Jahren das, nun, Vergnügen, meine Texte von der Spiegel Dokumentation (so etwas wie ein Fakten-Check vor der Veröffentlichung) abnehmen zu lassen. Das war immer sehr langwierig und eine Quälerei. Aber gelohnt hat es sich immer.

Die „6 W-Fragen“ als Fragetechnik

Die sechs W-Fragen sind die typischen Fragewörter, die mit einem „W“ beginnen und eine Situation oder ein Ereignis genau beschreiben. Ihre Reihenfolge ist diese:

  • Was geschah?
  • Wer ist beteiligt?
  • Wo geschah das?
  • Wann geschah es?
  • Wie ist es abgelaufen?
  • Warum geschah es?

Der Unterschied zu den 7 W-Fragen ist die letzte Frage dort – die Frage nach der Quelle. Deshalb habe ich diese als „journalistisch“ bezeichnet. Denn in unserem Job ist das noch viel wichtiger als sonst.

Die „5 W-Fragen“ für den Rettungsdienst

Die „5 W-Fragen“ sind ein Leitfaden für die Meldung eines Unfalls oder eines Unglücks beim Rettungsdienst. Diese beginnen mit vier wichtigen Informationen und der Aufforderung, auf Rückfragen zu warten:

  • Wo geschah es?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Welche Art von Verletzungen/Schäden liegen vor?
  • Warten auf Rückfragen!

Hier ist die Reihenfolge wichtig. Denn zuerst geht es darum, den Ort zu nennen – damit Hilfe geschickt werden kann – selbst wenn das Gespräch unterbrochen wird.

Doch das hat mit den journalistischen Fragen nicht viel zu tun.

Das gilt nicht nur für journalistische Texte

Zurück zu den „7 W-Fragen“: Auch, wenn diese W-Fragen die „journalistischen W-Fragen“ heißen, gelten sie für jeden Text. Egal, ob Pressemitteilung, Produktbeschreibung oder Blogbeitrag. Wobei es natürlich auch hier Nuancen gibt: Einem Blogger, der eben seine Meinung schreibt, wird man eine verwaschene Beantwortung der letzten W-Frage eher verzeihen als einem Weltkonzern. Und auf einer Produktseite ist klar, dass der Inhalt nicht unbedingt ausgewogen daher kommt. Wobei genau das auch ein gutes Verkaufsargument sein könnte.

Warum die „W-Fragen“ wichtig sind

Ich weiß, Fragen ordentlich zu beantworten und die Quellen zu nennen, macht Arbeit und lohnt sich nicht auf den ersten Blick. Und natürlich muss auch nicht jede Frage IMMER ausführlich beantwortet werden. Ein Beispiel: Du schreibst einen Produkttest über das iPhone. Warum sollten dann die Fragen nach dem „wo“ und dem „wann“ beantwortet werden? Da reicht schon das Datum des Artikels und die Sprache für die regionale Zuordnung. Doch das muss sein. Sonst weiß der Leser nicht, um welches Handy in welcher Version es eigentlich geht.

Und, ob du das glaubst oder nicht: Die Leser:innen entspannen sich innerlich ein wenig, wenn sie wissen, wann und wo der Test durchgeführt wurde. Und um ein wohliges Gefühl beim Leser geht es ja schließlich…

Du kannst dir also merken: Wir lesen im Internet immer mit ein wenig Misstrauen – und verlieren das nur, wenn ebendiese Fragen beantwortet werden. Ob dies nun ausdrücklich im Text oder durch andere Signale passiert.

Die W-Fragen in den Workflow einbauen

Also: Es ist nicht immer notwendig, jede Frage explizit zu beantworten. Es genügt manchmal auch das Datum des Beitrags oder das Umfeld des Artikels. So muss die Herkunft einer Produkt-Information auf der Seite des Herstellers nicht genannt werden. Aber ein Händler muss „Herstellerangaben“ dazu schreiben, wenn die Angaben vom Hersteller kommen.

Ein guter Zeitpunkt, über die sieben journalistischen Ws nachzudenken, ist übrigens nicht bei der Fertigstellung eines Textes. Besser ist dieser Ablauf:

  • Thema festlegen
  • Welche Fragen werden die User an mich haben?
  • Recherche nach dieser Liste
  • Strukturieren des Beitrags
  • Formulieren des Beitrags
  • Gegencheck: Alles drin?

Das ist ein aufwendiger – aber funktionierender Ablauf. Wer sich einige Wochen lang beim Schreiben von Artikeln damit beschäftigt, wird nach und nach merken, wie sich diese Fragen in den Schreibprozess „eingraben“ und der Punkt „2“ wird bald nicht mehr notwendig sein.

Noch etwas: Bedenke, dass du mit den Fragen auch ein wenig „spielen“ kannst: Ein Leser liest ja nicht unbedingt deinen Artikel von oben nach unten durch. Vielmehr wird er zunächst durch Headline und Einstieg angelockt, scrollt dann über die Seite und liest – im Idealfall – erst dann. Das heißt: Du kannst ihm via Headline und Einstieg das notwendige Vertrauen geben – aber noch ein paar Fragen offen lassen. Oder vielleicht eine Frage aufwerfen. Deshalb habe ich in den Teaser dieses Beitrags geschrieben, dass das nicht immer ganz so einfach ist. Mit der Vermutung, dass sich nun die Leser:innen fragen, was daran so schwer sein soll…

Weitere Fragen finden

Es geht ja nicht immer nur um die genannten 7 journalistischen W-Fragen. Vor allem im Internet kommen die Leser:innen ja auf unsere Webseite mit einer detaillierten Frage im Kopf. Und welche ist das? Das kannst du einigermaßen gut herausfinden – wenn du dorthin gehst, wo alle ihre Fragen stellen. Auf Google.

Ich habe von Astronomie ziemlich wenig Ahnung. Aber ich muss nur einen Blick in die Suchmaschine werfen, um die ersten Schritte einer ordentlichen Recherche zum Thema „Jupiter“ zu planen:

Damit will ich ausdrücklich NICHT sagen, dass du nun die Antworten so übernimmst und abschreibst! Du bist doch kein SEO-Texter! Aber du kannst dich mit diesen Fragen schon mal auf den Weg für eine ordentliche Recherche machen. Denn die Temperatur des Jupiters, seine Entfernung zur Erde sowie zur Sonne, die Beschaffung seiner Oberfläche und wann er wo sichtbar ist, sind ein guter Start. Und natürlich kannst du das mit ein bisschen Wissen rund um den Gott „Jupiter“ ergänzen.

Und jetzt: los

Wenn du schon ein paar Beiträge hier gelesen hast oder sogar bei einem Seminar von mir warst, wirst du wissen: Ich meine das gar nicht so schematisch. Es ist wichtig, die Fragen zu kennen, um ihre Wichtigkeit zu wissen – um dann damit zu spielen.

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Ein Gedanke zu „Die 7 journalistischen „W-Fragen““

  1. Fragen, so habe ich jahrelang nebenbei beobachtet, werden immer seltener. Ich habe meinen Eltern und deren Gästen immer „Löcher in den Bauch“ gefragt.
    Unsere Kinder waren schon recht zurückhaltend.
    Unsere Enkel fragen kaum noch.
    Ihr Artikel verdeutlicht, wie wichtig Fragen an das eigene Gedankengestrüpp sind. Nur so können wir nach und nach einen gewissen Durchblick gewinnen.
    Denn Durchblick wird immer rarer. Dies führt mit Missverständnissen zu Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen.
    Dafür bedanke ich mich bei Ihnen.

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