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Kleiner Ratgeber für besseren Schreibstil

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Ein Streit über Stil wird so engagiert wie ergebnislos geführt. Das ist bei Schreibstil nicht anders. Allerdings gibt es einige – nahezu – objektive Kriterien, wenn es um Texte geht. Das Maß ist dabei der Leser. Hier der Versuch einer Stilsammlung für Texte.

Schreibstil
Bei Bekleidung ist guter Stil schnell zu erkennen – beim Schreibstil nicht. (Foto von alexandra munoz auf Unsplash)

Eines vorweg: Benötigst du eigentlich einen „eigenen Sprachstil“? Und wie findest du diesen? Das habe ich hier ausführlich aufgeschrieben.

Mögliche Eigenschaften von „Schreibstil“

Eine ganz einfache Typisierung

Ob etwas „guter“ oder „schlechter“ Stil ist, sehen wir gleich. Zunächst eine hilfreiche Typisierung. Ich setze hier folgende „Stilkategorien“:

  • Eigener Stil: Damit ist gemeint, dass man DICH an Deinen Texten erkennen kann. Wenn Du einen „eigenen Stil“ anstrebst, musst Du Dir die Frage gefallen lassen, warum Du das willst. Dazu weiter unten.
  • Richtiger Stil: Damit sind Texte auszuzeichnen, wenn sie leicht zu lesen sind. Wenn Wortwahl, Satzbau eingängig und unnötiger „eigener Stil“ fehlt. Außerdem werden alle Regeln (z. B. Rechtschreibung, Grammatik) befolgt und die Sprache der Zielgruppe angemessen getroffen. „Richtiger Stil“ ist verdammt selten.
  • Falscher Stil ist es, wenn man es nicht richtig macht. Das muss nicht immer schlecht sein – in der Kunst tragen Regelverstöße durchaus zum Wert eines Werkes bei. Aber nur in der Kunst. Wenn es um Dein Business geht, ist falscher Stil meist tatsächlich falsch.

Ist „gendern“ schlechter Stil?

Die Antwort ist: ja! Wer seine Texte gendert, schreibt weniger verständlich, braucht mehr Wörter und die Leser:innen müssen sich mehr anstrengen. Das ist die Wahrheit!

Die andere Wahrheit ist: Eine diskriminierungsfreie und faire Sprache ist wichtiger als leichte Stilverletzungen! Wenn ich in einer gleichberechtigten Welt auf Kosten von weniger smart geschriebenen Texten leben kann, ist meine Wahl klar. Ob das so emotional diskutierte Gendern zu einer faireren Welt führt, kann ich nicht versprechen. Da wir in den vergangenen Jahrzehnten aber an der Gleichberechtigung gescheitert sind, ist das Gendern eine der Möglichkeiten, es noch intensiver zu probieren. Deshalb gendere ich.

Und wie ich das tue, habe ich hier aufgeschrieben.

Leicht verständliche Sprachstile

Hierfür gibt es eine formale und eine informelle Kategorie:

  • Einfache, leichte Sprache: Das ist eine eigene Kategorie, mit denen wir uns an Menschen mit Handicap wenden. Gemeint sind Regelwerke, die es Menschen mit geringem Sprachverständnis ermöglichen, Texte zu verstehen. In der Leichten Sprache steht zum Beispiel jeder Satz in einer eigenen Zeile, bildhafte Sprache wird vermieden, Synonyme sind regelwidrig. Die „Einfache Sprache“ ist da etwas reduziert: maximal zehn Wörter pro Satz, aktive Sprachformen und ein Gedanke pro Satz. Siehe auch unter „Barrierefrei“.
  • Speakable“: Das ist eine interessante Definition, die Google mit seinem Tag „speakable“ inhaltlich definiert: kurz, verständlich, pro Satz eine (!) Information. Das ist der „leichten Sprache“ nicht unähnlich – aber deutlich reduziert. Wieso das eine Rolle spielt? Weil wir in Zeiten von Sprachassistenten damit rechnen sollten, dass unsere Kernaussagen vorgelesen werden. Und dann müssen sie immer noch verständlich sein.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich verfolge ausdrücklich nicht (!) das Ziel, dass immer jeder alles verstehen muss. Im Gegenteil. Wer seine Zielgruppe kennt und ihren „Slang“ spricht, wird gerade deshalb bei ihr ankommen. Allerdings denke ich, dass jeder die Regeln kennen sollte, die einen Text verständlich machen – um sie dann gekonnt zu verletzen.

Elaborierter Sprachstil

Aus meinem Deutschunterricht weiß ich, dass damals „elaborierte Sprache“ mit „hochgestochener“ Sprache gleichzusetzen war. Es wird Zeit, meinem Deutschlehrer zu widersprechen. Denn „elaboriert“ heißt „differenziert“ und „hoch entwickelt“. Das muss nicht hochgestochen oder albern wirken – sondern kann interessant daher kommen. Und in vielen Textformen ist ein gehobener Sprachstil angesichts der notwendigen Exaktheit oder auch wegen Erwartung der Leser:innen angebracht.

Schlechter elaborierter Stil ist, wenn wir nicht anders können, als schlau daherzuschreiben. Guter elaborierter Stil ist, wenn wir auf Augenhöhe mit der Zielgruppe so differenziert wie möglich formulieren.

Für alle Zweifelsfragen, empfehle ich die Stilmittel „Fachsprache“ und „Wortschatz“ zu lesen 🙂

Die Stilmittel

Im Folgenden die wichtigsten Begriffe rund um Sprachstil. Diese Liste ist unvollständig und subjektiv – aber ich finde, es ist eine gute Auswahl. Fehlt dir etwas? Gib mir Bescheid!

Wichtigste Regel: kurz + klar schreiben

Ich verspreche: Wenn du stets an einer klaren und kurzen Ausdrucksweise arbeitest, werden deine Texte nicht nur stilistisch gut. Deine Leser:innen werden sie auch verstehen und dich dafür lieben. Eine kurze und klare Sprache beinhaltet:

  • Verzicht auf unnötigen Inhalt: Welche Information ist wichtig, damit der Inhalt verstanden wird? Und in welcher Reihenfolge schreibt man? Welche Fragen müssen beantwortet werden – und welche sollten gar nicht gestellt werden? Unnötige Details und sinnlose, offene Fragen lenken ab und stören deshalb. Entferne sie mitleidslos.
  • Verzicht auf unnötige Sätze: Die Wiederholung von wichtigen Aussagen dagegen ist sinnvoll und deshalb gut. Das habe ich ja vorher schon geschrieben. Aufblähen von Texten – zum Beispiel wegen dummer SEO-Regeln – ist dagegen problematisch, weil es den Lesefluss stört und die Gedanken der Leser:innen kidnappt.
  • Verzicht auf unnötige Wörter: Es gibt keinen Text, der durch das Weglassen von Wörtern nicht noch besser werden könnte. Das Löschen von aufblähenden Füllwörtern und bedeutungslosen Adverbien sowie Adjektiven hilft Leser:innen beim Denken und gibt dem Text eine klarere Struktur. Merke: Fast immer ist eine schlichtere Sprache die bessere Wahl.

Reinigen wir also unsere Schriftsprache von allem Ballast, der nur das Verständnis vernebelt. Das ist übrigens kein Unterschied zum gesprochenen Wort: Gute Redner:innen überzeugen mit guten, einfachen Sätzen. Zwar können Gedanken, wenn sie geschrieben werden, ein wenig komplexer sein. Allerdings nur ein wenig; zumindest in der üblichen Gebrauchsliteratur.

Stilmittel aus dem Lexikon

Diese Liste ist kein Vorschlag, all das zu verwenden. Ich halte es aber für hilfreich, zu wissen, was eine Parenthese ist und wie sie funktioniert. Auch, wenn wir den Begriff „Parenthese“ gleich danach wieder vergessen können. Und ich will dich ermuntern, jedes dieser Stilmittel zumindest einmal bewusst zu verwenden.

  • Anapher: Falls du das eine sagen willst. Falls du dann das andere sagen willst – und am Anfang beider Sätze steht derselbe Satzteil. Dann ist das eine Anapher. Diese betont natürlich eine solche, äh, Aufzählung.
  • Klimax: Ein rein sprachliches Mittel, mit dem du zwei, drei maximal dreimal Eindruck schinden kannst. Es geht darum, eine Aussage dreimal zu steigern oder fortzuführen: Er kam, sah und siegte.
  • Parallelismus: Hier haben wir wieder eine rein sprachliche Methode, die Aufmerksamkeit zu steuern. Wenn zwei Satzteile ähnlich, wenn zwei Satzteile sogar gleich sind – ist das Parallelismus. (Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen)
  • Parenthese: Eine inhaltliche Ergänzung im Text kann auch – wenn sinnvoll – für besondere Aufmerksamkeit und Abwechslung im Schreibstil sorgen. Das ist – wie gesagt – nur keine Kunst. Und sollte auch nur für diese Fälle aufgehoben werden, in denen die Paranthese auch etwas sagt.
  • Rhythmus statt „Takt“: Kurze Sätze sind gut – aber wenn sie einen Text regieren, dann wirkt das atemlos. Ein guter Text ist in kurzen UND langen Sätzen geschrieben. Dann entsteht eine Textmelodie; Wenn sich Haupt und Haupt-Nebensätze locker abwechseln. Kleine Faustregel: Die inhaltliche Betonung liegt auf den ganz kurzen Sätzen. Die langen erklären meist nur.
  • Schachtelsätze: Ist es nicht großartig, dass die deutsche Sprache Schachtelsätze ermöglicht? Doch, bei aller Liebe, sollte man ein paar Regeln dafür einhalten. Diese wären: Niemals mehr als fünf oder sechs Wörter „schachteln“, richtig herum formulieren und ganz wichtige Informationen gehören in keine Schachtel. Übrigens ist das schlaue Wort für Schachtelsatz „Hypotaxe“.

Auswahl von guten und schlechten Wörtern

Nun sind wir auf einer Detailebene angekommen, die viel Zeit und viel Übung kostet. Ein großer Wortschatz mit leicht verständlichem und trotzdem originellen Inhalt kann deine Visitenkarte sein. Wobei es hier nicht nur um den Wortschatz, sondern auch um den Umgang damitgeht.

  • Adjektive: sollte man nicht vermeiden! In den guten alten Stil-Lehrbüchern steht häufig, das Adjektive zu vermeiden seien. Das halte ich für Unfug, da informative oder bunte Adjektive Informationen transportieren. Doch: tun sie das nicht, müssen sie weg.
  • Adverbien: sind das, was Adjektive für Hauptwörter sind. Auf Deutsch heißen sie einfach „Umstandswort“ und sie liefern hoffentlich zusätzliche Informationen zu einem Substantiv, einem Adjektiv oder einem Verb. Das kann abends das eine und morgens fatalerweise ein anderes Adverb sein. Auch hier gilt: Wer nichts zum Text beiträgt, wird brutalstmöglich herausgestrichen.
  • Adynaton: Eine Unterform des Vergleiches, eine sehr elegante. Wenn du Reales mit etwas Unmöglichen vergleichst, ist das ein Adynaton – und so schön wie ein blühendes Gänseblümchen auf dem ewigen Eis.
  • Akkumulation: Denke an „Sonne, Mond und Sterne“ – dann weißt du, was das ist. Nämlich eine Häufung, eine Sammlung, ein Zusammentreffen von ähnlichen Wörtern.
  • Aktiv statt passiv: Wenn ein Fahrrad in die Garage geschoben wird, ist das eine lahme Sache. Wenn aber Peter sein Rad in die Garage schiebt, wird jemand aktiv und der Satz dadurch wird lesenswerter. Also: Nicht Dingen oder Personen etwas antun – sondern sie machen lassen.
  • Allegorie: Hier steigert sich eine Metapher in einen kulturellen oder gesellschaftlichen Bezug hinein. Etwa wie weiße Tauben oder heute die alten, weißen Männer.
  • Alliteration: Schon wenn zwei aufeinanderfolgende Wörter mit demselben Buchstaben beginnen (!), fühlt sich das beim Lesen literarischer an.
  • Füllwörter: Das sind ja laut Duden die Wörter ohne besonderen Informationswert, die zum Verstehen des Inhaltes nicht notwendig sind. Beispiel können etwa Wörter wie „gar“, „nun“ und die Begriffe sein, die ich hier durchgestrichen habe. Und schon beginnt es heikel zu werden: Denn Füllwörter können dem Text schon ein wenig Farbe geben. Wenn du sie allerdings weglässt, wird dein Text auch schneller und direkter. Mein Tipp: Lerne, die Füllwörter zu erkennen – und entscheide jeweils von Fall zu Fall.
  • Framing: Welchen Rahmen willst du deinem Inhalt geben? Beginnst du einen Text mit „Staatsfunk“, legst du bei deinen Lesern die Spur hin zum AFD-Sprech. Ja, das klingt dann wie bei Orwell (für viele Bildungsbürger noch verstehbar) – ist aber üblich in Politik und Werbung.
  • Konkret ist besser als allgemein: Je präziser und passgenauer deine Wörter beschreiben, was gemeint ist – umso verständlicher und interessanter ist der Text. Merke: Ein Spatz in der Hand ist besser als ein Vogel auf dem Dach... (Wobei dich in diesem Fall die Metapher-Polizei dich eines ausgelatschten Klischees beschuldigen könnte.)
  • Interjektion: Hey! So wird ein kurzer Gefühlsausdruck genannt. Okay: In den meisten Texten passt das eher nicht. Deshalb Vorsicht damit.
  • Klischees: Vorsicht! Was irgendwann mal gut oder gar Kunst war, ist heute manchmal nur noch ein Abklatsch und vielleicht sogar falsch. Und es ist in der Verwendung immer schlechter Stil. Dass Schwaben sich über die Kehrwoche definieren, gehört vermutlich dazu.
  • Metapher: Eigentlich wird damit eine Bedeutung auf einen fremden, aber passenden Zusammenhang übertragen. Ein biblisches Alter wäre das zum Beispiel oder wenn man eine Kuh vom Eis bekommen möchte. Metapher sind – finde ich – das vermutlich stärkste Stilmittel, das wir haben. Unter zwei Voraussetzungen: erstens, wenn der Zusammenhang nicht ausgelatscht ist (wie z. B. die Sache mit der Kuh und dem Eis – lass doch mal einen Elefanten vom Eis kommen). Und zweitens, wenn ein „wie“ dabei steht – wie bei „ein Ausblick wie vom Himmel“. Denn das wäre keine Metapher, sondern ein Vergleich – und damit trotzdem ein gutes Stilmittel.
  • Neologismus: „Hipster“ ist vermutlich eine Wortneuschöpfung und damit ein Neologismus. Und du darfst auch selbst neue Wörter bauen oder zusammensetzen. Wichtig ist dabei allerdings, dass diese sofort als Neuwörter (!) verstehbar sein sollen.
  • Oxymoron: Alle Stilmittel mit Überraschungsmoment sollten mit Bedacht eingesetzt werden. Wenn du zwei sich widersprechende Begriffe verbindest, ist das interessant, aber manchmal auch zu bittersüß für die Leser.
  • Rhetorische Frage: Muss ich das wirklich erklären? 😉 Auf eine solche Frage wird nicht wirklich eine Antwort erwartet. Aber sie kann das Thema vorantreiben und für Emotionen sorgen.
  • Richtige Reihenfolge: „Schreibmaschine lernen, um schneller schreiben zu können“ klingt sinnvoll und harmlos – ist aber gar nicht einfach zu verstehen. Denn da kommt die Lösung vor dem Problem. Merke: Wirklich einfach zu verstehen sind Texte, in denen die Reihenfolge der Informationen passt. Manchmal (aber, hey, echt selten) ist eine falsche Reihenfolge allerdings ein legitimes Stilmittel, mit dem du Spannung aufbauen kannst.
  • Substantivierungen: Beim Lesen eines Textes kommt dieser dir möglicherweise etwas „gestelzt“ vor. Das kann passieren, wenn ein Verb als Substativ verwendet wird. Baue ihn dann um, dann lässt er sich leichter lesen.
  • Untertreibung: Vorsicht vor Ironie! Und Untertreibungen gehören oft in diese Kategorie. Das liegt vielleicht daran, das heutzutage nicht mehr alles mit allerhöchster Aufmerksamkeit gelesen wird.
  • Vergleich: Das ist der kleine Bruder der Metapher. Wenn das Finden einer solchen so lange dauert wie das Trinken einer Tasse Kaffee – mach einfach einen Vergleich.

Zum Thema „Das treffende Wort finden“ habe ich einen länglichen Beitrag geschrieben.

Struktur von Texten

Wenn die Wörter die Steine und die Sätze die Mauern sind, geht es jetzt um die Größe der Zimmer und Stockwerke des geschriebenen Hauses. Da gibt es einige sehr einfach zu formulierende Regeln. Die manchmal schwer umzusetzen sind.

  • Ein Gedanke, ein Satz. Ein Gedankengang, ein Absatz: Eine der einfachsten und wichtigsten Regeln, an wir uns immer halten können oder gar müssten. Denn wozu sind Sätze und Absätze denn sonst da – als um unsere Gedanken zu sortieren? Und zwar so, dass der Leser sie verstehen kann.
    Ein gut strukturierter Text ist nicht nur eingängiger, sondern macht auch mehr Spaß beim Lesen. Und Struktur wird nicht nur erzeugt durch Kapitelüberschriften und einen inhaltlichen Ablauf, sondern auch durch Sätze und Absätze.
  • Der Rhythmus eines Textes: Weder der verschachtelte Sprachstil von Wissenschaftlern noch der hechelnde Bildzeitungsstil ist auf Dauer erträglich. Elegant ist ein Schreibstil mit Sätzen, die mal lang und die mal kurz sind. Das ist toller Stil. Das lässt die Leser an deinem Artikel dran bleiben.
  • Betonung durch kurze Sätze: Und wenn wir schon die Länge der Sätze variieren, brauchst du das nicht beliebig zu machen. Kürze betont! Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Aber du kannst es mal ausprobieren.

Das möchte ich noch erweitern: Neben diesen drei Regeln gibt es noch zahlreiche andere Regeln für verschiedene Textarten. Eine Reportage würden alle Autor:innen mit einer Szene aus dem Leben beginnen und immer ein überraschendes oder bemerkenswertes Ende in der Hinterhand halten. Eine Nachricht hingegen wird wie eine Pyramide gestaltet: die wichtigste, spitze Wahrheit an die Spitze und nach unten hin wird das Thema immer breiter. Ein Feature wechselt ab zwischen atmosphärischen Szenen und harten Fakten. Und so weiter. Soweit die guten, alten Offline-Textarten.

Online ist das nur wenig anders. Wir müssen davon ausgehen, dass Leser:innen unserer Webseiten etwa weniger Zeit mitbringen. Also werden sie die wichtigste Information suchen – und nur diese plus einige Sätze drumherum lesen. Da wir aber nicht wissen, welche Information für unsere Leser:innen die wichtigste ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als ihnen Unterstützung bei der Suche anzubieten. Das könen wir mit diesen Mitteln:

  • Den Inhalt in Kapitel aufteilen und mit schlauen Überschriften überschreiben
  • Mit einer Sprungmarkennavigation diese Kapitel schnell erreichbar machen
  • Die Sätze und Gedanken fetten, die es wert sind
  • Aufzählungen bauen. Wobei ich das Gefühl habe, es damit manchmal zu übertreiben

Die empfohlene Arbeitsweise für guten Schreibstil

Versuche nicht, jederzeit alles richtigzumachen. Das braucht unglaublich viel Anstrengung und wirkt angestrengt. Vor allem, wenn du korrekt, stilsicher schreiben willst und gleichzeitig genderst. Mein Vorschlag lautet: eins nach dem anderen.

  1. Warum schreiben? Mache dir bitte zunächst klar, WARUM du über WAS du für WEN schreiben möchtest. Wenn du dies nicht am Anfang (!) zweifelsfrei geklärt hast, wirst du im restlichen Prozess unklar. Und falls du keine wirklich konkrete Aussage („Verkaufstext für Zahnärzte zwischen 40 und 45 Jahren“) zusammenbringst, hast du immerhin die Wahl: es bei einer unklaren Zielgruppe und mehreren Zielen zu belassen oder das zu präzisieren. Wenn du deine Zielgruppe vor dir sehen kannst, kannst du sie besser ansprechen.
  2. Was gehört rein? Das richtige Wort dafür lautet „Recherche“. Du solltest – bevor du mit dem Schreiben beginnst – alle Informationen auf dem Tisch oder im Rechner haben. Das ist einer der größten Fehler, den ich selbst immer wieder begehe: Ich beginne aus reiner Begeisterung zu schreiben und unterbreche mich mit kurzen Recherchen im Internet. Hier eine Notiz an mich selbst: Da wir uns hier über „Sprachstil“ austauschen, ist so etwas kontraproduktiv!
    Also: Alle Informationen sammeln, diese dann in eine Reihenfolge bringen (also den Beitrag ordentlich strukturieren) und vielleicht sogar schon Kernthese und Zwischenüberschriften formulieren.
  3. Schreiben! Am besten schreibst du, wenn du nur schreibst. Du hast deine Stoffsammlung, deine Zwischenüberschriften und lässt dich dann ganz darauf ein, dein Wissen in einen Text zu formen. Ich selbst empfinde diesen Vorgang immer als eine Gratwanderung zwischen Hochgefühl und Qual. Menschen, die mir währenddessen in die Quere kommen, beschreiben mich als abweisend. Es ist die anstrengendste, aber auch befriedigendste Phase.
  4. Die Wortsparrunde ist danach deine wichtigste Arbeit. Schrumpfe deinen Text um mindestens fünf bis zehn Prozent. In fast jedem Satz steht mindestens ein Wort, auf das du verzichten kannst. Und ich verspreche, jedes gesparte Wort macht deine Sätze stärker und deinen Text besser.
  5. Alles rund machen. Damit meine ich nicht „korrigieren“, „optimieren“ oder gar „stilistisch verbessern“. Das machen wir bitte alles nach dem Schreibvorgang. Wenn du kannst, schalte sogar die Autokorrektur von Word beim Schreiben aus. Denn Schreibfehler kannst du nachher immer noch korrigieren. Es gibt also diese „Durchgänge“, die nach dem Schreiben noch zu tun sind:
    • Drüber schlafen: Am besten tust du all das frühestens am nächsten Tag.
    • Laut lesen: Lies dir deinen Beitrag laut (gerne auch flüsternd) vor. Das hilft sehr gut, eingebaute stilistische Fehler und Ungereimtheiten zu finden. Notiere dir die Stellen, an denen du ins Stocken gerätst: Hier musst du umformulieren.
    • Fehler korrigieren: Wenn du ohnehin beim Umformulieren bist, dann wirf auch gleich einen kritischen Rechtschreib-Blick über den Text.
    • Sonstige Abnahmen und Optimierungen: Ich hoffe, dass du dich nicht mit dem SEO-Optimieren von Texten oder der Abnahme eines Vorstandsvorsitzenden herumschlagen musst. Falls das aber der Fall ist, wäre jetzt ein bisschen Zeit dafür… 😉

Natürlich wäre es gut, wenn du immer ein zweites, geübtes Augenpaar hast, das deinen Text liest und verbessert. Ob es dabei um stilistische oder rein orthografische Aspekte geht – egal. Allerdings weiß ich, dass das nicht immer möglich ist. Deshalb tue dir den Gefallen und spare dir keinen der oben genannten Durchgänge.

Womit anfangen?

„Gut“ zu schreiben, bedeutet flüssig, klar und verständlich zu schreiben. Das wirst du durch Nachdenken und lesen von solchen Beiträgen hier niemals lernen. Das lernst du ganz einfach: durch Übung.

Schreibe jeden Tag und täglich etwas mehr. Schreibe nicht nur das, was du schreiben musst, sondern übe mit Automatischem Schreiben oder beginne ein Tagebuch.

Und blättere ab und zu mal diese Stilmittel durch. Ich werde sie nach und nach ergänzen.

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5 Gedanken zu „Kleiner Ratgeber für besseren Schreibstil“

  1. Besten Dank für den inspirierenden Text! Du hast mir geholfen, einiges in meinem Kopf wieder gerade zu rücken… ,-)

    Kurzer Hinweis: ist mir nur kurz aufgefallen… ein kleiner Flüchtigkeitsfehler: das Adjektive zu vermeiden seien (dass Adjektive…)

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