Dieser Artikel unterstützt dich dabei, deine Aufmerksamkeit gezielt zu trainieren und Ablenkungen bewusster zu steuern. Du kombinierst kurze Fokusübungen mit einfachen Techniken zur Beruhigung deines Nervensystems – insbesondere durch die Aktivierung des Vagus-Nervs.
Ziel ist nicht, perfekt konzentriert zu sein, sondern Muster zu erkennen, Selbstregulation zu stärken und mehr Klarheit in deinen Alltag zu bringen.
Das Glossar weiter unten erklärt zentrale Begriffe, damit du die Übungen besser verstehst und gezielt anwenden kannst. Alles ist alltagstauglich, flexibel und darauf ausgerichtet, dich Schritt für Schritt zu stärken – mental wie körperlich.
Das Training für eine Beispielwoche
Tag 1 (Montag):
Vagus-Übung: 5 Minuten Atemübung (4 Sekunden Einatmen, 3 Sekunden Atem anhalten, 8 Sekunden Ausatmen)
Fokus-Übung: 15 Minuten konzentriertes Arbeiten an einer klar definierten Aufgabe
Reflexion: 4 Minuten Notizen – Was hat mich abgelenkt und welche Gedanken kamen auf?
Tag 2 (Dienstag):
Vagus-Übung: 3 Minuten leises Summen mit geschlossenem Mund, achte auf Vibrationen im Brust- und Halsbereich
Fokus-Übung: 15 Minuten konzentrierte Arbeitsphase, währenddessen alle Ablenkungsimpulse schriftlich festhalten
Reflexion: 4 Minuten – Welche Impulse traten auf und wie stark waren sie?
Tag 3 (Mittwoch):
Vagus-Übung: Kaltes Wasser ins Gesicht spritzen oder kurze Wechseldusche im Nacken-/Gesichtsbereich
Fokus-Übung: 15 Minuten konzentriertes Arbeiten, bei aufkommendem Drang sofort die STOPP-Technik anwenden
Reflexion: 4 Minuten – Wie habe ich mich nach der Vagus-Übung gefühlt und wie wirkte sich das auf meinen Fokus aus?
Tag 4 (Donnerstag):
Vagus-Übung: 5 Minuten Atemübung wie am Montag (4 Sek. Ein, 3 Sek. Halten, 8 Sek. Aus)
Fokus-Übung: 15 Minuten Arbeitsphase mit “Ablenkungsparkplatz” – spontane Ideen und To-Dos notieren, ohne sie direkt zu verfolgen
Reflexion: 4 Minuten – Konntest du fokussiert bleiben und wie hilfreich war der Ablenkungsparkplatz?
Tag 5 (Freitag):
Vagus-Übung: 10 Minuten echtes Gespräch mit einer vertrauten Person – volle Präsenz, ohne Handy oder andere Ablenkungen
Fokus-Übung: 15 Minuten kreatives Arbeiten (Moodboard erstellen, Skizzen anfertigen oder ein inspirierendes Thema erkunden)
Reflexion: 4 Minuten – Habe ich mich nach dem Gespräch und der kreativen Phase ruhiger oder klarer gefühlt?
Tag 6 (Samstag):
Vagus-Übung: 5 Minuten Lieblings-Vagusübung (z. B. Summen oder Atemübung nach Belieben)
Fokus-Übung: 15 Minuten Mini-Review deiner Woche – welche Übungen haben am meisten geholfen?
Reflexion: 4 Minuten – Welche Gewohnheiten möchtest du in Woche 2 beibehalten?
Tag 7 (Sonntag):
Vagus-Übung: 10 Minuten achtsamer Spaziergang in der Natur, ohne Ziel, nur beobachten
Fokus-Übung: bewusstes Nichtstun (kein Zeitlimit – erlaube dir, einfach zu sein)
Reflexion: 4 Minuten – Wie fühlt es sich an, keine Aufgaben zu haben und einfach präsent zu sein?
📘 Glossar zur Trainingswoche
Ablenkungsimpulse
Spontane innere Reize oder Gedanken, die dich von deiner aktuellen Aufgabe ablenken wollen (z. B. die Erinnerung an einen Einkauf oder ein plötzlicher Ideenblitz). Sie sind nicht „falsch“, sondern Ausdruck einer natürlichen Reizoffenheit. Ziel ist, sie bewusst zu registrieren, ohne ihnen sofort nachzugeben. So lernst du, Impulse zu beobachten, ohne deine Konzentration zu verlieren.
Ablenkungsparkplatz
Ein physischer oder digitaler Ort (Notizbuch, App), auf dem du unerwünschte Gedanken, Ideen oder To-Dos kurz ablegst. Du unterbrichst damit den inneren Drang, ihnen sofort nachzugehen. Später bearbeitest du diese Notizen gesammelt in einem definierten Zeitfenster. Das entlastet den Kopf und schützt deine Fokuszeit.
achtsamer Spaziergang
Ein langsamer, bewusster Gang in der Natur (oder einem ruhigen Umfeld), bei dem du alle Sinne einsetzt: Geräusche, Gerüche, Bewegungen. Ziel ist, ohne Ziel zu sein und den Moment intensiv zu erleben. Du trainierst damit deine Achtsamkeit und regulierst dein Nervensystem. Solche Spaziergänge stärken den ventralen Vagus-Zweig.
bewusstes Nichtstun
Ein geplanter Zeitraum ohne konkrete Aufgabe oder Ziel, in dem du einfach „sein“ darfst. Keine To-Dos, kein Multitasking, kein Zeitdruck. Ziel ist, inneren Druck zu lösen und Selbstwahrnehmung zu schulen. Oft führt genau dieses Innehalten zu neuer Klarheit und Kreativität.
echtes Gespräch
Ein Dialog mit einer vertrauten Person, bei dem du mit voller Aufmerksamkeit und ohne Ablenkung (Handy, To-Do-Liste) zuhörst und dich austauschst. Es geht nicht um Small Talk, sondern um authentische Verbindung. Solche Begegnungen aktivieren den sozialen Zweig des Vagus-Nervs. Das fördert emotionale Sicherheit und Netzwerken auf Augenhöhe.
Fokus-Übung
Ein zeitlich begrenztes Intervall (z. B. 15 Minuten), in dem du ausschließlich an einer genau definierten Aufgabe arbeitest. Du deaktivierst alle Ablenkungen und notierst auftretende Impulse separat. Ziel ist, deine Fähigkeit zu stärken, bewusst bei einer Sache zu bleiben. Regelmäßiges Training vergrößert deine Aufmerksamkeitsspanne.
Konzentration
Die Fähigkeit, geistige Ressourcen auf eine bestimmte Aufgabe zu bündeln und irrelevante Reize auszublenden. Sie hängt von Motivation, Klarheit über das Ziel und einem gut regulierten Nervensystem ab. Durch kleine Fokusinseln (Pomodoro, Timeboxing) kannst du deine Konzentrationsfähigkeit schrittweise erhöhen. Eine gute Konzentration steigert Effizienz und Zufriedenheit.
Mini-Review
Eine kurze Rückschau (z. B. 15 Minuten) auf die vergangene Trainingswoche oder -einheit. Du bewertest, welche Übungen dir am meisten geholfen haben und welche Schwierigkeiten auftraten. Ziel ist, aus Erfahrungen zu lernen und für die nächste Woche Anpassungen vorzunehmen. So steigerst du deine Selbststeuerung und Motivation.
Moodboard
Eine visuelle Sammlung aus Bildern, Textfragmenten, Farben oder Skizzen, die eine Stimmung oder ein Thema widerspiegelt. Du nutzt es als kreative Fokusaufgabe, um Ideen zu strukturieren und Inspiration zu finden. Es trainiert die visuelle Vorstellungskraft und fördert spielerisches Denken. Im Training dient es als Gegenpol zu rein kognitiven Übungen.
Reflexion
Das bewusste Zurückschauen auf eine Übungseinheit oder einen Tag, bei dem du beobachtest, was gut lief, was schwerfiel und welche Gedanken oder Gefühle aufkamen. Es geht nicht um Bewertung, sondern um Erkenntnisgewinn („Was habe ich gelernt?“). Regelmäßige Reflexion macht Muster sichtbar und ermöglicht gezielte Veränderungen. Sie ist Schlüssel zu nachhaltigem Fortschritt.
STOPP-Technik
Ein Werkzeug aus der kognitiven Verhaltenstherapie, um automatische Impulse zu unterbrechen:
- S = Stop: Halte inne.
- T = Tief atmen: Nimm drei bewusste Atemzüge.
- O = Orientierung: Was passiert gerade in mir?
- P = Priorisieren: Welche Handlung ist jetzt wirklich sinnvoll?
Mit STOPP schaffst du einen Abstand zu deinem Impuls und gewinnst Entscheidungsspielraum.
Vagus-Übung
Eine kurze, gezielte Praxis zur Aktivierung des Vagus-Nervs und Förderung des „Rest-and-Digest“-Zustands (z. B. Atemtechniken, Summen, kaltes Wasser). Sie beruhigt das Nervensystem, senkt Stresshormone und verbessert deine Selbstregulation. Gut trainiert unterstützt der Vagus-Nerv Klarheit und Fokus. Regelmäßige Vagus-Übungen sind eine wichtige Grundlage für nachhaltige Konzentration.

Ich bin Paul Jonas, Autor des Buches „Schreib. Dein. Buch“ und unübersehbar ein Pseudonym. Hier darf ich über meinen Job, das Schreiben und die Kreativität schreiben. Hier findest du mehr über mich.
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