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Künstlertreff: Verabredung mit deinem kreativen Ich

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Kreativität benötigt Input. Den besten Input bekommst du, wenn du aus deiner Komfortzone hinausgehst, und zwar zusammen mit einem erfahrenen Künstler. Also bei einem Künstlertreff. Zwei Stunden pro Woche sind eine perfekte Dosis.

Künstlertreff auf einem Stuhl.
Der Künstler ist schon beim Treff. (Foto: Paul Jonas)

Wo und wie du Künstler:innen triffst

Also Künstler in einer ungewohnten Situation treffen. Der Trick bei diesem Künstlertreff ist allerdings: Du bleibst alleine. Der Künstlertreff, den Julia Cameron vor vielen Jahren im Rahmen ihres Buches „Der Weg des Künstler“ vorgestellt hat, ist nämlich eine persönliche Verabredung mit dir selbst. Eine Verabredung, die dazu dient, die eigene Kreativität zu fördern und den Horizont zu erweitern. Und zwar in einer neuen, inspirierenden Umgebung oder bei etwas Neuem und Kreativem. Ohne Leistungsdruck und ohne ein bestimmtes Ziel.

Jula Cameron hat zum Künstlertreff im Jahr 1992 geschrieben: „Ein Künstlertreff ist ein wöchentliches Zeitfenster von vielleicht zwei Stunden, das Sie sich freihalten, um Ihr kreatives Bewusstsein und Ihren inneren Künstler zu nähren … Sie nehmen niemanden auf diesen Künstlertreff mit außer Ihren inneren Künstler beziehungsweise Ihr kreatives inneres Kind.

Ein Künstlertreff mit dir könnte in einem Kunstgeschäft stattfinden, wenn es so etwas in deiner Stadt noch gibt. Du könntest dort durch die Gänge schlendern und die verschiedenen Materialien und Farben wirken lassen. Oder du machst einen Spaziergang in der Natur mit viel Zeit, die Umgebung zu beobachten. Oder wie wäre es mit etwas Krassem, wie einem Besuch im Sex-Shop oder einer Spielhölle? Das wäre auf jeden Fall ein spannendes Ereignis. Und darum geht es ja.

Ich schätze, du ahnst, worum es dabei geht: Um das Einatmen, wie ich es neulich genannt habe. Wir benötigen Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen, um daraus unsere kreativen Ideen entwickeln zu können.

Und wieso alleine? Es würde doch viel mehr Spaß machen, mit anderen so etwas zu erleben. Doch innere Künstler:innen müssen ausgeführt und verwöhnt werden. Sie wollen, dass ihnen jemand zuhört. Deshalb sollst du alleine zum Künstlertreff, damit ihr beide den Termin unmittelbar erlebt und nicht über die Kommentierung einer Freundin oder eines Freundes. Zugegeben, das benötigt etwas mehr Mut. Aber wenn wir gemeinsam unterwegs sind, teilen wir Erlebnisse. Das ist schön und inspirierend. Aber diese Erlebnisse, einmal die Woche, zwei Stunden lang, wollen wir nicht teilen.

Einige Ideen für den Künstlertreff

Natürlich weißt du selbst, was für dich eine neue, inspirierende Umgebung sein könnte. Diese sollte dich nicht überwältigen, aber es darf schon eher ungewohnt sein. Hier einige Ideen, wohin dich der Künstlertreff führen könnte:

  1. in ein lokales Museum oder eine Kunstgalerie
  2. in ein Kunstbedarfsgeschäft, um neue Materialien zu entdecken und anzufassen
  3. in eine öffentliche Bibliothek zum Stöbern und Blättern
  4. in den Botanischen Garten oder in einen Park, vielleicht mit Stift und Papier
  5. in ein Stadtviertel, in dem du noch nie warst, oder eine Endhaltestelle der U-Bahn, mit der du sonst nach Hause fährst
  6. mit dem Bus oder der Tram durch die Stadt
  7. in ein Café, vielleicht ein künstlerisches, ein Oma-Café oder in eines, in dem die Schönen und Reichen residieren
  8. auf einen Flohmarkt oder Trödelmarkt, vielleicht auch um zu handeln
  9. ins Ballett, die Oper oder ins Theater – wenn du dort schon lange nicht mehr warst
  10. zu einer speziellen Messe, die weit von deinen sonstigen Interessen entfernt ist
  11. in die Sonntagsandacht in der Kirche um Eck bei dir
  12. in ein Altersheim, in dem in der Lobby fast immer Raum zum Sitzen und Schauen ist
  13. auf die Trabrennbahn oder andere Sportstätten, die du sonst nur von außen siehst
  14. ins Porno-Kino, falls du den Mut aufbringst

Du wirst noch weitere Ideen haben. Und je länger die Liste wird, umso spannender die Künstlertreffs. Erfahrungsgemäß wirst du im Laufe einer einzigen Woche schon so viele Ideen haben, dass du schon sehnsüchtig auf den nächsten Termin wartest.

Bevor du startest…

Vorab noch eine Bemerkung, da sich seit 1992 die Welt deutlich verändert hat: Damals gab es kein Social Media, nicht einmal wirklich Internet für alle. Entwickelt wurde die Idee des Künstlertreffs also in einer Zeit mit weniger Ablenkung. Und noch eins: Seit Corona haben viele von uns erlebt, ungewollt sehr viel Zeit alleine zu verbringen. Auch das hat uns verändert. Diese beiden Faktoren solltest du beachten.

  1. Falls du das Gefühl hast, zu viel Zeit mit zerschnipselten Informationen aus Social Media oder in Newsportalen zu verbringen, nimm genau das als Übung mit in den Künstlertreff. Dein Handy solltest du ohnehin ausgeschaltet lassen. Du musst aber auch mitfühlend mit dem inneren Spielkind sein, das gerade keine Lust auf eine handyfreie Zeit hat und sich lauthals meldet. Vermutlich wird es einige Zeit und einige Künstlertreffs lange dauern, bis sich dieses Kind beruhigt und das Kreativkind aus seinem Schatten treten kann.
  2. Falls du ohnehin ein Gefühl von Einsamkeit verspürst, benötigst du vielleicht einen anderen Künstlertreff. Denke dann lieber über einen Serientermin mit anderen Menschen nach. Wie wäre es mit einem Tanz- oder Sprachkurs? Versuche, zunächst dein Bedürfnis nach anderen Menschen zu stillen, bevor du alleine den Künstlertreff probierst – der dich vielleicht noch einsamer fühlen lässt.

Die Regeln des Künstlertreffs

Hier noch einige Regeln, die vermutlich nicht ganz den Vorgaben von Julia Cameron entsprechen. Ich hoffe, sie wird mir das verzeihen.

Künstlertreff

  • 1 x pro Woche
  • 2 Stunden lang
  • fest im Kalender eingeplant
  • alleine
  • an einem ungewohnten, vielleicht herausfordernden Ort
  • Smartphone ist aus, kein Stift und kein Papier
  • Notizen sind erst danach erlaubt – sogar erwünscht

Natürlich passen deine Künstlertreffs wunderbar ins Tagebuch (egal ob geschrieben oder gesprochen) und es wäre schön, wenn du sie protokollierst. Vielleicht im Rahmen von automatischem Schreiben? Hierbei lohnt es sich auch, die Menschen vor Ort genau zu beobachten und sie im Protokoll zu beschreiben. Wer weiß, wofür du das mal nutzen kannst.

Und nun trage dir für die nächsten zwei Wochen zwei Künstlertreffs in den Kalender ein. Na, los!

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