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Laut Denken / Think aloud: kreatives Reden üben

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Diese Kreativtechnik ist kreativ. Ich kann keine Studien anführen, die dir beweisen, dass du damit kreativere Ergebnisse erzielst. Doch nimm dir die Zeit, es selbst auszuprobieren.

Lecker reden (Foto: Paul)

Kreatives Reden in 5 Sekunden

Die kurze Anweisung lautet: Nimm dir jeden Tag mindestens zehn Minuten Zeit, deine Gedanken laut auszusprechen. Und wenn du magst, transkribiere und speichere sie.

Bevor du weiter liest, kannst du versuchen, den Sinn dahinter zu finden: Was könnte hilfreich daran sein, zehn Minuten am Stück laut das zu formulieren, das durch deinen Kopf geht?

Worum geht es bei Think Aloud / Laut Denken?

Die Technik des Laut Denken bzw. Think Aloud oder Gedankenprotokoll ist eine in der Psychologie und in der Marktforschung übliche Methode, um Einblicke in die Gedanken, Gefühle, Erwartungen und Absichten einer Person zu erhalten.

Wenn du etwa in der qualitativen Marktforschung dabei hilfst, eine App zu testen, wird die Studienleitung vielleicht bitten, ständig deine Gedanken auszusprechen. Und zwar wirklich alle Gedanken – auch die, die irrelevant erscheinen.

Die Forschenden erhoffen sich dadurch bessere Einblicke in das Innenleben der Nutzenden einer App. Sie erfahren dadurch natürlich nicht wirklich die Gedanken (die nicht messbar sind) – aber sie kommen diesen so nahe wie sonst nicht. Ich will gar nicht beurteilen, ob das funktionieren kann. Ich wollte damit vzeigen, dass diese Übung hier kein Schuss ins Blaue ist.

Es gibt andere Gründe, diese Übung zu empfehlen:

  1. Es gibt einige Menschen, die sich mit dem Freewriting schwertun. Und ich möchte diesen eine intuitive Möglichkeit geben, ihre Gedanken so zu entwickeln, wie wir es beim Automatischen Schreiben tun.
  2. Sprechen ist noch „flüchtiger“ als Schreiben. Es gibt keine Rücklöschtaste, mit der ich Fehler korrigieren kann. Also werde ich – vielleicht – noch etwas unkontrollierter denken als beim Freewriting. Und mein Sprach-Chip im Kopf wird ein wenig mehr gefordert.
  3. Die eigene Sprechstimme ist uns vielleicht näher als unsere Schreibstimme. Wir kommen beim Sprechen also uns selbst näher. Und vielleicht können wir sogar unsere Schreibstimme mit dem Sprechen trainieren.
  4. Dank Podcasts und Videos wird es hilfreicher, auch eine Sprechstimme zu trainieren oder zu lernen, gut zu sprechen. Auch das trainieren wir mit diesem Training.
  5. Wir Autor:innen wollen lernen, was an der Sprechsprache wirklich dran ist; wie diese wirklich ist. Denn als Autor:innen werden wir zunehmend auch Sprechtexte schreiben müssen. Wenn wir also unsere Sprechstimme nachher analysieren, wird uns das auch hierfür weiter bringen.

Also müssen wir unsere gesprochenen Worte aufnehmen, mit einer KI transkribieren und analysieren. Für die Kreativität reden wir also möglichst frei – und danach schauen wir genau auf die Ergebnisse.

Was soll das Freie Reden bringen?

Wenn ich mich an die Liste oben halte, trainieren wir damit mindestens drei Dinge:

  1. Wir lassen unseren Gedanken freien Lauf und lassen uns von ihnen auch mal überraschen. Ein Effekt, den wir vom Automatischen Schreiben kennen. Für manche wird das auch beim Lauten Denken passieren.
  2. Wir trainieren, unsere Gedanken klarer auszusprechen. Dafür benötigen wir Übung, Sicherheit und einige komplexe Vorgänge im Gehirn. Sprechen ist ja fast so komplex wie Schreiben: Erst müssen wir einen Gedanken finden, dann ihn so beginnen, dass wir ihn ordentlich zu Ende bringen. Ohne Rücklöschtaste. Das benötigt Training.
  3. Wir werden danach in unseren Gedanken wie in einem Buch lesen. Dabei werden wir unserer Sprechstimme begegnen und sie – nach dem ersten Schock – vielleicht auch ein wenig trainieren.

Und dann ist da noch etwas: Wie wäre es mit einem Gedanken-Tagebuch, in dem du später recherchieren kannst? So eine Art Swipe-File für Ideen? Wenn du die Abschriften als Text speicherst, werden sie durchsuchbar. Und in einigen Jahren kannst du mit einem heutigen Ich einen Chat führen. Klingt das interessant?

Wie geht das laute Denken?

Die einfachste Variante ist: Nimm dein Handy, öffne eine Notiz und diktiere per Spracherkennung zehn Minuten lang deine Gedanken.

Hier einige technische Hilfen für das Aufnehmen, Archivieren und Analysieren. Allerdings bin ich mit den aktuell vorhandenen Möglichkeiten nicht zufrieden. Aber es ist besser als nichts.

  • DayOne: Die vermutlich bekannteste Tagebuch-App ist aktuell meine beste Lösung. Darin kannst du zehn Minuten lang deine Worte aufnehmen und diesen in Text umwandeln. Und zwar ziemlich gut, finde ich. Außerdem gehe ich davon aus, dass DayOne eines Tages eine KI zum Chat mit dem eigenen Tagebuch entwickeln wird. Dann werde ich für meine gesprochenen Notizen dankbar sein.
  • Evernote: Auch diese App kann gut transkribieren, speichern und sortieren. Allerdings hat sich Evernote in den vergangenen Jahren nur langsam entwickelt. Deshalb bin ich skeptisch.
  • Notion: Wer mich kennt, weiß, dass ich meine Texte in Notion organisiere. Die neue Funktion „Q&A“ geht schon in eine gute Richtung für zukünftige Chats mit den eigenen Gedanken. Leider gibt es keine gute Transkription und die KI-Funktionen von Notion sind recht teuer.
  • WhisperMemo: Eine sehr einfache und leicht bedienbare Transkription für das iPhone. Du sprichst 15 Minuten ins Mikrofon und bekommst den Text in die App bzw. als E-Mail zugeschickt. Zusammen mit Notion könnte das eine gute Kombination sein. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Apps, die das auch machen. Ich kenne halt WhisperMemo.

Hier sind noch weitere techische Möglichkeiten,für ein gesprochenes Tagebuch bzw. Journal.

Jetzt aber zur Sache: Du sprichst zehn Minuten deine aktuellen Gedanken in ein Mikrofon und liest dir das Ergebnis – vielleicht erst am nächsten Tag – durch.

Alles andere wird sich zeigen.

Und nun?

Na ja. Los.

Falls du ein solcher Nerd bist wie ich, wirst du erst dein technisches Equipment pimpen. Das hat mir Spaß gemacht. Aber eigentlich ist auch das einfachste Set-up (Smartphone und Notiz) vollkommen ausreichend.

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