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Projektmanagement „Buch“: Das Exposé/Manuskript schreiben

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Das Buch ist fertig – jetzt eben noch das Exposé für die Suche nach dem Verlag schreiben? Falsch! In fast allen Buchprojekten sollte das Exposé VOR dem Buch geschrieben werden. Auch, wenn du gar keinen Verlag suchst.

Wo du am Ende landest, ist nicht sicher. Aber mit dem Exposé formulierst du dein Ziel. (Foto von Jose Carlos Ichiro auf Unsplash)

Wozu ein Exposé schreiben?

In der Welt der Bücher ist das Exposé die Inhaltsangabe, die Zusammenfassung und die Vorstellung eines Werkes, mit dem sich Autoren einem Verlag vorstellen. Darin wird neben dem Inhalt die Kernidee, die Struktur und die Intention des Buches beschrieben. Idealerweise soll ein Exposé dem/der Lektor/in davon überzeugen, dass die Welt auf dieses Buch wartet – und es endlich erscheinen muss. Und all das muss das Exposé schnell, unterhaltsam und komprimiert vermitteln, denn auch Lektor:innen haben verdammt wenig Zeit.

Soweit jedenfalls die Sicht der Verlage. Es gibt allerdings noch weitere gute Gründe, ein tolles Exposé zu schreiben:

  1. Jedes Buchprojekt ist ein Langzeitprojekt. Ohne gute Planung ist das Risiko des Scheiterns groß. Ein Exposé kann zum wichtigen Teil der Projektplanung werden. Hier formulierst du, wie viele Seiten dein Buch haben wird, in welchem Genre du dich zuhause fühlst und wann das Buch erscheinen kann.
  2. Fokussierung auf die Kernidee: Meist ist das Exposé das erste Dokument, in dem Autor:innen ihre Kernidee knapp zusammenfassen und „verteidigen“. Und, hey: So eine inhaltliche Zusammenfassung ist als inhaltliche Fokussierung im Schreibprozess manchmal lebens- oder zumindest projekt-rettend.
  3. Ein Anlass für das erste Feedback: Willst du tatsächlich monatelang an einem Buch schreiben – ohne zuvor über das Konzept und die Idee zu sprechen? Auch für die Vorstellung deiner Buchidee im Freundeskreis ist das Exposé eine gute Grundlage. In meinen Autor:innen-Coachings mache ich ein Exposé zwar nicht zu einer Voraussetzung – wenn es allerdings vorhanden ist, spart alle viel Zeit und damit auch Geld.
  4. Beim Schreiben eines Exposés schaust du deiner Bewusstwerdung zu: Das Reduzieren und Konkretisieren einer bislang vagen Buchidee auf drei bis fünf Seiten hat schon viele Projekte in eine neue und eigentlich immer bessere Richtung geführt.
  5. Last Exit „Exposé“: Nicht wenigen Autoren fällt beim Lesen ihres Exposés auf, dass sie dieses Buch nun doch nicht schreiben wollen. Manchmal, weil sie dabei erstmals eine realistische Einschätzung des Projekts gewinnen und es doch nicht so spannend finden. Manchmal, weil sie merken, dass ihre persönliche Messlatte doch zu hoch liegt. In jedem Fall haben sie dann verdammt viel Energie und Zeit gespart.

In allen diesen Fällen ist es wirklich wichtig, das Exposé an den Beginn des persönlichen Buchschreibe-Abenteuers zu stellen. Auch manche Verlage nehmen das Buchkonzept gerne VOR dem Schreiben entgegen und begleiten den/die Autor/in beim Entstehungsprozess. Das ist fraglos für beide Seiten anstrengend – und gerade deshalb hilfreich.

Bitte bedenken Falls du dich vor dem Schreiben darauf einlässt, dein Buch per Exposé an einen Verlag zu „verkaufen“, vermeide einen engen Knebelvertrag. Denn sowohl der Inhalt wie auch der Umfang ist zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Planung. Vielleicht hast du am Ende ein etwas anderes aber viel besseres Buch geschrieben – und genau das muss auch möglich sein.

An wen schicken: Verlag, Literaturagentur oder doch Self-Publishing?

Eigentlich gehört die Frage hier nicht her. Denn ein Exposé brauchst du auf jeden Fall. Für einen Verlag und bei der Suche nach einer Literaturagentur sowieso und wenn du dein Buch selbst veröffentlichst für dein „Projektmanagement“.

Und trotzdem: Wenn du das Exposé nur für dich schreibst – schicke es trotzdem an den einen oder anderen Verlag oder Agenten. Aus zwei wichtigen Gründen: Erstens wirst du es viel sorgfältiger formulieren, wenn es auch fremde Kenneraugen lesen werden. Und zweitens triffst du damit vielleicht sogar auf wichtige Unterstützer deiner Buchidee und bekommst zumindest ein lohnendes Feedback. Zwar gilt bei Verlagen und Agenten meist die Regel „Wenn wir uns nach sechs Wochen nicht gemeldet haben, wollen wir das Projekt nicht weiter verfolgen“. Aber, hey! Man weiß ja nie.

Und noch etwas: Da du dein Exposé ja in einem frühen Projekt-Zeitpunkt verschickst, solltest du nicht mit dem Top-Verlag beginnen. Wenn du gleich bei Rowohlt oder Piper startest, nimmst du dir die Möglichkeit von späteren Chancen. Denn falls ein kleinerer Verlag anbeißt, hast du möglicherweise mehr innere Verhandlungs-Ruhe für einen großen Verlag. Und falls es nicht klappen sollte und du dann doch nach einer Literaturagentur suchst, wird diese keinen Verlag ansprechen, der schon dein Exposé gesehen hat – obwohl sie sehr wahrscheinlich bessere Beziehungen dorthin haben.

Deshalb: Gehe die Versendung deines Exposés mit viel Ruhe an. Suche nach einigen Verlagen, die gut zu die passen und arbeite dich nach und nach zum „Zentrum“ durch.

Was muss ins Exposé?

Natürlich hat jeder Verlag seine eigenen Kriterien – und formuliert die auch auf seiner Webseite. Unten, in den Quellen, habe ich einige entsprechende Seiten verlinkt. Deshalb betone ich hier die Elemente des Exposés, die für deine eigene Bewusstwerdung wichtig sind:

1. Ein kurzes Anschreiben (maximal eine Seite)

  • Wer bist du?
  • Warum schreibst du dieses Buch?
  • Wieso kannst nur du das schreiben?
  • Wo steht dein Projekt? (Idee, angefangen, fertig geschrieben)
  • Wieso passt das zum Verlag? (ggf. ähnliche Bücher)
  • Warum wartet die Welt gerade jetzt auf dieses Buch?

2. Das eigentliche Exposé (zwei bis drei Seiten)

  • Geplanter Buchtitel + Unterzeile bzw. Claim
  • Idee dahinter und einige Kernthesen (z.B. jeweils ein Absatz)
  • Genre und evtl. Unter-Genre („Ratgeber“ / „Lebensratgeber“ / „Menschenkenntnis“)
  • Umfang (in Normseiten)
  • vergleichbare Bücher – und was bei dir anders ist
  • Zielgruppe(n)
  • Wenn vorhanden: Ideen für Illustrationen und die Gestaltung
  • konzeptionelle Weiterentwicklungen (z.B. Folgebücher, Blog, Seminare)
  • Inhaltsverzeichnis mit Strukturierung und jeweils kurzer Erklärung der Abschnitte (bei Sachbüchern)
  • Inhaltsangabe der Haupthandlung und kurze Beschreibung der wichtigsten Charaktere (bei Belletristik)

3. Eine Leseprobe (unterschiedliche Länge)

Hier gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Solange auf der Webseite des Verlages nichts steht, schlage ich das so vor:

  • die ersten drei (oder mehr) Seiten
  • ein weiteres Kapitel mit der Kernaussage oder einem zentralen Höhepunkt der Geschichte

(Bemerkung: Ja, wenn du dein Buch noch nicht geschrieben hast, wird dir dieser Teil sehr schwer fallen. Aber siehe das auch als „Schreibtraining“ an.)

4. Über den/die Autor:in (eine Seite)

  • Klappentext „Autor:in“: Was möchtest du später im Klappentext über dich lesen? Wie viel willst du von dir preisgeben – und was müssen die Leser:innen wissen, um dich sympathisch und authentisch zu finden?
  • Ein Foto von dir. Und zwar ein professionelles. Bitte.
  • Fachliche und prozessuale Kompetenz mit einem Blick in den Lebenslauf (Wieso wird man dir das Thema abnehmen? Wie wahrscheinlich ist es, dass das Buch fertig wird?)

Was willst du dem Verlag oder der Literaturagentur sonst noch über dich sagen?

5. Marketing-Ideen

Das ist vermutlich nichts, was Verlage immer erwarten – genau deshalb kannst du damit punkten. Natürlich nur, wenn du dazu schlaue Ideen hast.

  • Welche Ideen hast du für das Marketing? (z.B. Blog, Content Marketing u.s.w.)
  • Gibt es schon Kontakte, ein Netzwerk oder Unterstützer?

Wenn sich dein Buch zum Beispiel an eine bestimmte Gruppe von Menschen richtet (z.B. Kreative, Ärzt:innen, Heilpraktiker:innen) dann ist hier ein guter Ort, um zu zeigen, wie die diese Gruppen erreichen willst. Vielleicht kennst du ja deren Verbände, hast Zugang zu Fachzeitschriften oder, oder, oder

Die äußere Form deines Exposés

… ist grundsätzlich nicht festgelegt. Allerdings möchtest du damit ja positiv auffallen. Deshalb ist es vermutlich keine wirklich gute Idee, einfach eine Word-Datei auszudrucken oder als PDF zu verschicken. Immerhin willst du dem Lektor oder dem Agenten zeigen, dass du auch bei Selbstmarketing ein gutes Händchen hast. Andererseits sollte die grafische Aufmachung nicht den Inhalt überstrahlen. Falls du also keine besondere Idee hast, dann sind drei unterschiedlich und aufeinander abgestimmte Seitenarten völlig in Ordnung

Bei Google Fonts findest du immer passende Schriften…
  1. Anschreiben: Diese Seite ist wie ein professioneller Brief aufgemacht. Denke aber bitte daran, dass dies das erste Blatt ist, dass der/die Empfänger:in sieht.
  2. Exposé, Autor, Marketing: Hier bist du weitgehend frei. Vielleicht magst du aber im Thema bleiben? Wenn du ein Sachbuch schreiben möchtest, können das vielleicht sogar Seiten mit mehreren Spalten im Blocksatz und „Tip-Boxen“ sein? Wenn du einen Fantasy-Roman geschrieben hast, könnten die Überschriften in diese Richtung gehen. Lass dir etwas einfallen – aber sei bitte nicht aufdringlich…
  3. Die Leseprobe: Hier kannst du mit Normseiten arbeiten. Eine solche umfasst 30 Zeilen bei 60 Anschlägen. Die Schrift am besten mit Serifen und nicht größer als 12 Punkt machen. Außerdem Flattersatz verwenden und einen doppelten Zeilenabstand (für Bemerkungen).

Und noch ein Tipp: Wenn du schon eine Titel-Idee hast und in der Lage bist, diesen professionell zu zeigen, lege diese Idee bei. Es ist gut, wenn der/die Empfänger:in richtig Lust bekommt, das Buch zu kaufen.

Was, wenn das Buch nun schon fertig ist?

Dann: Herzlichen Glückwunsch! Dann ist es ohnehin höchste Zeit für ein Exposé. Übrigens, auch dann, wenn du das Buch selbst verlegen willst. Denn auch dann wirst du die meisten Elemente für Klappentext, Marketing & Co nutzen.

Also lege das Buch einmal kurz zur Seite und baue für dich eine Zusammenfassung. Und ich drücke dir die Daumen, dass du danach nicht große Lust hast, das eine oder andere Kapitel umzuschreiben 😉

Weitere Informationen & Quellen

Hier einige Quellen und weitere Informationen rund um dein Exposé. Falls du auf weitere gute Webseiten oder Bücher stößt oder vielleicht selbst schon etwas darüber veröffentlicht hast, freue ich mich über einen Tipp!

Fast alle großen Verlage haben hier auch Plattformen wie neobooks, diese sind meist recht seriös. Hier findest du auch eine hilfreiche Community.

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