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Texte überarbeiten

4.5
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Kaum ist ein Text geschrieben, geht die Arbeit richtig los. Falls du ein Buch schreibst, musst du ebenso viel Zeit für das Korrekturlesen und Überarbeiten einplanen. Bei digitalen Texten manchmal sogar noch mehr. Vieles davon erledigen wir Texter:innen zwar schon während der Textarbeit. Aber das könnte ein Fehler sein.

Texte überarbeiten
Alles da? Aber nicht gut sortiert. Also los… (Foto: Eric)

Wieso wir Planen, Schreiben und Überarbeiten trennen müssen

Ich stelle mir immer vor, dass Schreiben die komplexeste Arbeit ist, die mein Gehirn leisten kann. In einem Gehirnscan würden Dutzende Regionen aufleuchten, während wir unsere Gedanken tippen: der planende präfrontale Kortex, das sprachproduzierende Broca-Areal, das sprachverstehende Wernicke-Areal, der primäre motorische Kortex, der die Finger steuert, der visuelle Kortex, der die Buchstaben erkennt, und dann das Kreativitätsnetzwerk. Dieses „Default Mode Network“, in dem unsere Ideen entstehen und entwickelt werden. Dieses arbeitet besonders intensiv, wenn alle anderen Kortexregionen eher ruhig sind.

Das zeigt sehr deutlich: Wenn wir beim kreativen Schreiben über Groß- und Kleinschreibung, Geschlechtergerechtigkeit oder einen besonders schönen Schreibstil nachdenken – wird der Inhalt nicht besonders kreativ sein.

Um sicherzustellen, dass alles an seinem Platz ist, besteht ein professioneller Schreibprozess aus drei Phasen:

  1. Planen
  2. Schreiben
  3. Überarbeiten

Damit das klappt, sollten wir uns zuerst überlegen, was wir wie schreiben wollen. Dann schreiben wir es. Und schließlich überarbeiten und redigieren wir das Ergebnis.

Offen gestanden, ist das nicht so klar zu trennen. Auch ich habe eine Rechtschreibprüfung und werde ganz nervös, wenn zu viele Unterstreichungen korrigiert werden wollen. Und ich kann mich beim Schreiben auch nicht gegen Gedanken wehren, die in die Planung gehört hätten. Ich will mich auch gar nicht dagegen wehren. Und doch: Ich versuche, dem Ideal so nahe wie möglich zu kommen.

Und die besten Ergebnisse erziele ich, wenn ich einen Text gut geplant habe und erst am Schluss überarbeite. Das geht übrigens auch am schnellsten.

Die 7 Ebenen der Überarbeitung

Damit wir uns richtig verstehen, werde ich den Begriff „Überarbeitung“ in seine Bestandteile atomisieren. Wir können ja nicht gleichzeitig auf die Kommasetzung und die Korrektheit der Zitate achten. Erfahrene Redakteur:innen trauen sich das möglicherweise zu – aber sie irren. Hier also die Bestandteile der Überarbeitung. Ich sortiere das vom Allgemeinen zum Besonderen – zumindest bis zum letzten Punkt.

  1. Ziel erreicht? Mit jedem Artikel möchten wir ein Ziel erreichen. Bevor wir an die Kommasetzung gehen, müssen wir wohl prüfen (oder prüfen lassen), ob dieses Ziel erreicht wird.
  2. Inhalte korrekt? Der Faktencheck: Stimmen die Informationen und enthalten sie die Wahrheit? Damit meine ich, ob sie die Haltung wiedergeben, die wir ausdrücken möchten.
  3. Ist die Struktur hilfreich? Einstieg, Kapitel und Ende: Jeder Text hat eine Struktur – die gerade im Digitalen wichtig ist. Denn unsere Leser:innen lesen vielleicht nur Teile. Und: Funktioniert die Headline?
  4. Ist das verständlich? Das können vermutlich nur andere beurteilen. Jedenfalls muss es der Zielgruppe möglich sein, den Inhalt des Artikels ohne viel Grübelei zu verstehen.
  5. Stilistisch in Ordnung? Zwar ist Klarheit vermutlich der beste Stil. Doch haben wir alle einen anderen Ton. Und der sollte zum Inhalt und der Zielgruppe passen. Außerdem muss er durchgängig sein.
  6. Richtig geschrieben? Vermutlich werden auf jeder Stufe Fehler ausgebessert. Und trotzdem sind noch viele enthalten. Jede Wette.
  7. Ansprechend angekündigt? Der Artikel benötigt eine angemessene Hinführung. Das sind meist kurze Teaser und Lines in den Meta-Angaben oder auf Social Media.

Auch hier gilt: Besser nicht alles gleichzeitig machen. Während du versuchst zu verstehen, ob der Text zu verstehen ist, wird dich das Setzen von notwendigen Kommas nur verwirren. Das ist übrigens ein Grund, warum ich möglichst schnell mit einer Autokorrektur wie dem LanguageTool alle Fehler ausmerze – dann kann ich mich endlich auf den Inhalt konzentrieren. Die Reihenfolge ist ja im Grund egal.

Schauen wir uns die sieben Ebenen im Einzelnen an.

1. Ziel erreicht?

Wieso hast du diesen Beitrag eigentlich geschrieben? Es gibt viele Gründe, einen Artikel ins Internet zu schreiben. Dazu habe auf dem Contentman einiges geschrieben. Am besten schaust du erneut in meinem Artikel über das Briefing. Manchmal verlieben wir uns ja in besondere Gedanken oder die Idee, schlau daherzuschreiben. Sei in diesem Punkt bitte gnadenlos zu dir selbst. Nur dann haben deine Leser:innen eine Chance, nach dem Lesen das zu tun, was du von ihnen erwartest.

Hilfreiche Tools: Um selbst das Ziel des Artikels überprüfen zu können, musst du mindestens einmal darüber schlafen. Du kannst den Text natürlich einer zweiten Person vorlegen und fragen, was sie damit anfangen kann.

2. Inhalt korrekt?

Vor allem, wenn du mit einer KI geschrieben oder deine Informationen irgendwo von anderen Webseiten stibitzt hast, musst du sie auf deren Wahrheit prüfen. Und damit meine nicht nur die Korrektheit. Sie müssen auch ein stimmiges (oder ein zumindest aus einer Perspektive stimmiges) Bild ergeben. Deshalb setze sie in Beziehung und versuche vielleicht auch, mit Infografiken ein Gesamtbild zu liefern. Wie auch immer: Checke die Fakten!

Hilfreiche Tools: Zumindest der Wissensstand der Wikipedia sollte ausreichend sein. Und führe Quellenangaben ein, damit die Leser:innen auch Vertrauen bekommen. Außerdem zwingt es dich, selbst nach Quellen zu suchen.

3. Ist die Struktur hilfreich?

Falls du den Artikel gut geplant hast, ist das schnell erledigt. Mir passiert es allerdings immer wieder, dass ich die Überschrift, die Dachzeile, den Einstieg, die Zwischenüberschriften und das Fazit während oder nach dem Schreiben verändere. Also muss ich das checken. Am leichtesten fällt mir das, wenn ich einen Beitrag in meinem Blog geschrieben habe. Denn dort gibt es eine Sprungmarkennavigation, die automatisch über dem Text aus den Zwischenüberschriften zusammengebaut wird. Diese kann ich prüfen.

Sehr viel zu tun ist, falls der Artikel schlecht geplant ist, oder gar eine Übernahme aus einem Print-Beitrag, der online nicht funktioniert. Dann solltest du dir eine Menge Zeit nehmen – oder den Artikel gleich ganz neu schreiben. Du kannst den Inhalt ja nicht absatzweise mischen und hoffen, er bleibt noch verständlich. Eigentlich fängst du in diesem Moment wieder von vorn an. Deshalb achte besser vorher auf eine gute Planung

Hilfreiche Tools: Auch hier ist hauptsächlich de…

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