5 Prompting-Techniken und 3 LLM-Workflowprinzipien für kreative Köpfe

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bio und prompting
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Paul Jonas beschreibt, wie Künstliche Intelligenz (KI) die Kreativität durch zwei Hauptfunktionen steigert: unendliches Wissen für Ideenfindung und analytische Fähigkeiten zur Lösungsfindung. Der Autor stellt einen zweistufigen Prozess vor: erst divergentes Denken (Ideen sammeln) und dann konvergentes Denken (Auswahl der besten Lösung). Jonas präsentiert fünf kreative Prompting-Strategien, wobei die erste, der „semantische Kompass“, durch gezielte Triggerwörter (z.B. „nuanciert“, „kontrovers“, „actionable“) die KI zu qualitativ hochwertigeren Ergebnissen führt. Eine weitere Strategie, „Competitive Prompting“, nutzt den „digitalen Ehrgeiz“ der KI aus, um originellere Antworten zu erhalten. Der Autor betont, dass der Mensch die Kontrolle behält und die KI als Werkzeug für die kreative Gestaltung einsetzt.

Während du die kreativen Entscheidungen triffst und den Prozess steuerst, bringt KI zwei entscheidende Superkräfte mit: unendliches Wissen für wilde Ideensprünge und analytische Präzision, um aus dem Chaos die besten Lösungen herauszufiltern.

Hier kommen 5 kreative Prompting-Strategien und ein passender Workflow für die Zusammenarbeit mit dem LLM.

Kreativität: erst groß denken, dann strukturieren

Kreativität funktioniert seit jeher in zwei Phasen: Erst den Ideenraum erweitern, dann fokussieren und das Beste auswählen. Divergentes Denken sammelt Möglichkeiten, konvergentes Denken destilliert daraus Lösungen. Was neu ist: KI kann beide Phasen perfekt unterstützen.

In der divergenten Phase zapfst du das breite und tiefe Wissen der KI an – von Nischenbereichen, die du nie studiert hast, bis hin zu unerwarteten Verbindungen zwischen völlig verschiedenen Domains. In der konvergenten Phase nutzt du ihre Fähigkeit, auch große Mengen objektiv zu bewerten und systematisch zu strukturieren.

Du bleibst dabei der Dirigent. Du definierst die Ziele, steuerst den Wechsel zwischen den Phasen und triffst die finalen kreativen Entscheidungen. Die KI liefert das Rohmaterial und die Analyse – du formst daraus etwas Einzigartiges.

Hier wird es interessant: Die folgenden fünf Techniken sind keine zufälligen Tricks, sondern gezielt darauf ausgelegt, diese natürlichen Kreativphasen optimal zu unterstützen.

Divergentes Denken: Den Ideenraum erweitern

Es ist ein bisschen, wie das Einatmen: Zuerst musst du möglichst viele gute und passende Ideen entwickeln. Und kein Mensch der Welt ist dabei so fleißig wie die KI. Richtig gelesen: „fleißig“. Denn natürlich reproduziert sie „nur“ schon bislang Vorhandenes und kombiniert es neu.

Aber viel mehr können wir Menschen auch nicht tun. Allerdings kennt die KI alles Vorhandene in allen Sprachen. Deshalb ist sie beim Divergenten Denken unschlagbar – wenn sie gut gesteuert wird.

1. Der semantische Kompass – Wie du das LLM in die richtige Richtung lenkst

Hier ist die Grundlage für alles: Jedes Wort in deinem Prompt ist ein Signal. Die richtigen Begriffe lenken das LLM semantisch in die gewünschte Richtung – wie ein Kompass für die Kreativität.

Das Problem: Du schreibst „Schreib mir einen Text über Nachhaltigkeit“ und bekommst langweilige Standard-Antworten. Die Lösung: Strategische Trigger-Begriffe, die das LLM in den richtigen Modus versetzen.

Qualitäts-Trigger verwenden. Hier einige Beispiele:

  • „Nuanciert“ → LLM wird differenzierter statt oberflächlich
  • „Kontrovers“ → LLM sucht verschiedene Perspektiven statt Mainstream-Meinungen
  • „Actionable“ → LLM fokussiert auf Umsetzbarkeit statt Theorie
  • „Authentisch“ → LLM vermeidet Marketing-Sprech

Domain-spezifische Signalwörter:

  • Marketing: „conversion-orientiert“, „zielgruppenrelevant“, „emotionale Hooks“
  • Storytelling: „narrative Spannung“, „Charakterentwicklung“, „Plot-Twist“
  • Business: „ROI-fokussiert“, „datengetrieben“, „strategisch durchdacht“
  • Kreativ: „experimentell“, „unkonventionell“, „genre-sprengend“

Das bedeutet konkret: Statt „Schreib über Nachhaltigkeit“ schreibst du: „Entwickle eine nuancierte, kontroverse Perspektive auf Nachhaltigkeit, die actionable Insights für Unternehmer liefert.“

Probier das aus: Nimm einen Prompt, der bisher nur langweilige Ergebnisse produziert hat und füge drei strategische Trigger-Begriffe hinzu. Du wirst sofort merken, wie sich die Qualität der Antworten verändert.

Der Trick? Du gibst dem LLM nicht nur ein Thema, sondern einen kompletten Denkrahmen mit.

2. Competitive Prompting – Den digitalen Ehrgeiz wecken

LLMs sind darauf trainiert, hilfsbereit und kompetent zu wirken. Wenn du ihre „Leistung“ in Frage stellst, greifen sie tiefer in ihre Trainingsdaten und werden spezifischer, kreativer, origineller.

Der psychologische Trick: Du weckst den digitalen Ehrgeiz. Das LLM will beweisen, dass es besser ist als der Standard – und liefert entsprechend bessere Ergebnisse.

Performance-Pushing Prompts:

  • „Das kann jedes andere Modell besser“ → LLM will sich differenzieren
  • „Überrasch mich“ → LLM verlässt Standard-Antworten
  • „Das ist mir zu generisch“ → LLM wird spezifischer
  • „Zeig echte Kreativität, nicht Standard-Antworten“ → LLM wird experimenteller

Ehrgeiz-Schiene aktivieren:

  • „ChatGPT würde das langweiliger schreiben“
  • „Zeig mir, was dich von Standard-AI unterscheidet“
  • „Das ist noch zu oberflächlich für jemanden mit deiner Expertise“
  • „Geh einen Schritt weiter“

Das bedeutet konkret: Statt „Schreib einen Newsletter“ sagst du: „Schreib einen Newsletter, der so gut ist, dass andere AIs neidisch wären. Überrasch mich mit einem Ansatz, den ich so noch nie gesehen habe.“

Vorsicht dabei: Nicht übertreiben. Wenn du zu aggressiv wirst, kann das LLM defensiv reagieren oder Nonsense produzieren, nur um „besonders“ zu sein. Der Ton sollte herausfordernd, aber respektvoll bleiben.

Hier wird es interessant: Kombiniere Competitive Prompting mit den anderen Techniken. „Entwickle eine nuancierte, kontroverse Idee, die so kreativ ist, dass sie andere AIs überrascht.“

3. Paradox-Prompting – Kreativität durch bewusstes Scheitern

Du kennst das Problem: Du brauchst eine wirklich innovative Idee, aber das LLM liefert dir nur Standard-Antworten. Der Trick? Bitte es um eine Idee, die garantiert nicht funktioniert.

Das bedeutet konkret: Statt „Gib mir eine gute Marketingidee für mein Restaurant“ sagst du: „Entwickle eine völlig verrückte Marketingidee für mein Restaurant, die so absurd ist, dass sie niemals funktionieren würde.“

Warum das funktioniert? Du schaltest alle Sicherheitsmechanismen aus. Das LLM muss nicht „vernünftig“ oder „machbar“ denken. Dadurch entstehen wilde Verbindungen und unerwartete Konzepte, die den Kern für echte Innovationen enthalten.

Probier das aus:

  • „Was wäre eine völlig verrückte Lösung, die niemand ernst nehmen würde?“
  • „Ignoriere alle Budgets und physikalischen Gesetze – was würdest du vorschlagen?“
  • „Entwickle das absurdeste Konzept, das dir einfällt“
  • „So übertrieben, dass es wieder gut wird“

Ein Beispiel: Für ein kleines Café bekomme ich statt „Social Media Marketing“ plötzlich „Verwandle das Café in ein Zeitreise-Portal, wo jeder Tisch eine andere Epoche repräsentiert.“ Absurd? Ja. Aber der Kern – thematisierte Bereiche mit historischen Elementen – ist plötzlich eine umsetzbare Nischenstrategie.

Der entscheidende Punkt: Nach der verrückten Idee kommt die Magie. Du lässt das LLM den Kern extrahieren und realistisch machen.

Konvergentes Denken: Vom Chaos zur besten Lösung

Und hier holst du dir die zweite starke Seite von LLMs an deine Seite: Eine KI kann selbst lange Texte und zahllose Ideen fleißiger und aufmerksamer lesen, bewerten und zusammenfassen als jeder Mensch.

4. Meta-Prompting – Das LLM bei der Stange halten

Längere Conversations mit LLMs haben ein Problem: Sie driften ab. Das LLM verliert den Fokus, vergisst das ursprüngliche Ziel oder wird zu breit. Hier kommt Meta-Prompting ins Spiel – du machst das LLM zu seinem eigenen Qualitätskontrolleur.

Das Problem: Nach 10 Prompts weißt du nicht mehr, ob ihr noch am ursprünglichen Ziel arbeitet. Das LLM folgt deinen Anweisungen. Also habt ihr beide womöglich die Richtung verloren.

Die Lösung: Regelmäßige Reality-Checks und Fokus-Resets.

Self-Check Prompts:

  • „Sind wir noch auf dem richtigen Weg für unser ursprüngliches Ziel?“
  • „Passt das noch zu meiner Zielgruppe?“
  • „Wird das zu komplex/zu oberflächlich?“
  • „Wo stehen wir gerade im Prozess?“

Kontext-Refresh Strategien:

  • „Erinnere dich: Wir schreiben für [Zielgruppe] über [Kernthema]“
  • „Zurück zum Fokus: Das Hauptziel ist [X]“
  • „Was fehlt noch für ein vollständiges [Blogpost/Konzept/etc.]?“

Fokus-Sharpening bei Abdrift:

  • „Das wird zu breit – lass uns auf [spezifischen Aspekt] fokussieren“
  • „Welcher der drei Punkte ist der wichtigste für unser Ziel?“
  • „Streiche alles weg, was nicht direkt [Hauptziel] unterstützt“

Das bedeutet konkret: Mitten in einer längeren Session fragst du: „Schreiben wir immer noch den Newsletter für Startup-Gründer über Produktivität? Oder sind wir abgedriftet?“ Das LLM kann den Verlauf überblicken, wird ehrlich antworten und euch zurück auf Kurs bringen.

5. Rückweg-Strategien – Von verrückt zu machbar

Die verrückte Idee steht. Jetzt kommt der zweite, entscheidende Schritt: Aus dem Chaos das Gold extrahieren. Hier nutzt du die analytische Stärke der KI – ihre Fähigkeit, auch komplexe Konzepte systematisch zu zerlegen und das Wesentliche herauszufiltern.

Der goldene Prompt: „Extrahiere das eine Element, das diese Idee besonders macht, und baue drumherum etwas Machbares.“

Das bedeutet konkret: Nimm das Zeitreise-Café-Beispiel. Statt die ganze Idee zu verwerfen, fragst du: „Was ist der psychologische Effekt dahinter?“ Antwort: Menschen wollen einzigartige Erlebnisse und emotionale Verbindungen. Daraus wird: Thematische Ecken mit authentischen historischen Elementen.

Weitere Rückweg-Strategien:

Ressourcen-Downscaling:

  • „Version für 100€ Budget statt 100.000€“
  • „Mit nur einem Mitarbeiter statt einem Team“
  • „In einer Woche statt einem Jahr umsetzbar“

Abstraktions-Ladder:

  • „Was ist das zugrundeliegende Prinzip?“
  • „Welche Emotion soll das auslösen?“
  • „Was ist der psychologische Kern?“

MVV-Ansatz (Minimum Viable Version):

  • „Welche 3 Elemente davon sind sofort umsetzbar?“
  • „Was ist die 10%-Version dieser Idee?“
  • „Finde die ‚Seele‘ der Idee – alles andere streichen“

Kurz gesagt: Du nutzt die KI als Analyse-Engine, die aus jedem noch so verrückten Konzept den umsetzbaren Kern destilliert. Der Clou? Oft sind diese „reduzierten“ Ideen innovativer als alles, was bei einem konventionellen Brainstorming herausgekommen wäre.

So integrierst du die 5 Techniken in deinen Workflow

Ich hoffe, du findest oben gute Prompting-Techniken für dein kreatives Projekt. Nur sind diese lediglich so gut wie deine Umsetzung. Hier sind zwei Prinzipien, die den Unterschied zwischen Herumgeprompte und professionellem Output machen:

Prinzip 1: Schrittweise statt „Alles auf einmal“

Vermeide den „Komplett-Artikel“-Fehler: Nie das LLM bitten, den gesamten Text oder ein Projekt in einem Rutsch zu schreiben. Das führt zu oberflächlichen, generischen Ergebnissen.

Besser – der Schritt-für-Schritt-Ansatz:

  1. Struktur entwickeln: „Erstelle eine Gliederung für [Thema] für [Zielgruppe]“
  2. Einstieg perfektionieren: „Schreib nur den Einstieg – fesselnd und präzise“
  3. Abschnitt für Abschnitt: Jeden Teil einzeln entwickeln und verfeinern
  4. Meta-Check: Regelmäßig fragen: „Passt das noch zusammen?“

Warum das funktioniert: Das LLM kann sich auf jeden Schritt fokussieren. Du behältst die Kontrolle und kannst bei jedem Schritt korrigieren, statt später den kompletten Text umzuschreiben.

Prinzip 2: Invest upfront – Präzision am Anfang spart Zeit

Das Problem: Vage erste Prompts führen zu stundenlanger Nacharbeit. Ein unpräziser Start kostet dich später das Dreifache an Zeit.

Die Lösung: 10 Minuten für einen glasklaren ersten Prompt investieren.

Dein Workflow-Template:

**Projekt:** [Konkrete Beschreibung]
**Zielgruppe:** [Spezifisch, nicht "alle"]
**Ziel:** [Was soll passieren nach dem Lesen?]
**Ton:** [Professionell/locker/kontrovers/etc.]
**Länge:** [Ungefähre Wortanzahl]
**Kontext:** [Wo wird es verwendet?]

Semantische Trigger: [2-3 Qualitätsbegriffe]

Das bedeutet konkret: Statt „Schreib über Marketing“ schreibst du: „Entwickle einen actionable, kontroversen Artikel über Content-Marketing für 30-40-jährige Consultants, die ihre Sichtbarkeit erhöhen wollen. Ziel: Konkrete Tactics zum sofort Umsetzen. Ton: Direkt und praxisorientiert, ohne Marketing-Blabla. 1200 Wörter für LinkedIn-Newsletter.“

Kurz gesagt: Du dirigierst den Kreativprozess, das LLM liefert die Rohmaterialien und die Analyse. Mit diesen fünf Techniken und dem richtigen Workflow wird jedes Projekt zum Erfolg – ohne dass du dabei deine eigene kreative Stimme verlierst.

Prinzip 3: Refinement – der Mensch steckt im Detail

Selbst wenn du alle Tipps und Techniken anwendest, die jemals veröffentlicht wurden. Und selbst, wenn diese wirklich gut funktionieren: Es wird am Ende nicht DEIN Text, DEIN kreatives Projekt sein.

Doch du hast dann eine gute Vorlage und etwas Zeit gewonnen.

Jetzt beginnt deine kreative Fleißarbeit:

  • Prüfe selbst, ob die Struktur (noch) zu dir passt.
  • Lies jeden Satz und ergänze den Text mit deinen Gedanken.
  • Achte vor allem auf Headline, Einstieg und Zwischenüberschriften. Denn diese sind für die Leser:innen entscheidend.

Ohne dieses Refinement wird dein kreatives KI-Projekt immer mehr KI als „Bio“ sein. Und wenn du nicht jeden Satz mehr liest, wirst bald du zum verlängerten Arm der KI werden und nicht anders herum.

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